Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 099.jpg

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27. So lieb wie das Salz.

Ein König fragte einstmals seine Tochter, wie lieb sie ihn habe? „O so lieb, so lieb – wie das Salz!“ sagte sie. Das schien dem König aber sehr gering und er ward ungehalten über diese Antwort seines Kindes. – Bald darauf gab er ein großes Gastmahl. Da bewirkte es die Tochter, daß alle Speisen ungesalzen auf den Tisch gebracht wurden, woher es denn kam, daß dem König gar nichts schmecken wollte. Als die Tochter ihm endlich die Ursache davon entdeckte, da sah er ein, wie gut das Salz war und daß seine Tochter neulich ein sehr gutes Wort gesprochen, und er hatte sie wieder lieb wie vordem.


28. Hans ohne Sorgen.

Es lebte vor Zeiten ein fröhlicher Müller in Schwaben, der hatte über seine Hausthür die Worte geschrieben: „Hans ohne Sorgen.“ – Da ritt einmal der Herzog von Schwaben an der Mühle vorbei, las die Ueberschrift und dachte: „wart, wenn du keine Sorgen hast, so will ich dir schon welche machen!“ und ließ den Müller zu sich rufen und sprach: „Du mußt doch auch erfahren, was Sorgen sind. Da will ich Dir ein Räthsel aufgeben; kannst Du das lösen, so ist’s gut; kannst Du es aber nicht, so sollst Du nicht

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_099.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)