Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 130.jpg

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Kutscher zuletzt anhalten mußte; nachdem er aber gelesen, was an dem Hute des Schneiderleins stand, berichtete er es schnell dem Grafen, der in dem Wagen war, und dieser sagte: „guter Freund, ist das auch wahr, was da an eurem Hute steht?“ – „Ei, sagte das Schneiderlein, es muß ja wohl wahr sein, wie könnt’ es sonst da geschrieben stehen?“ Sprach der Graf weiter: „wollt ihr in meine Dienste treten und das Land von den drei Riesen befreien, die auf dem Berge hausen, so will ich Euch meine Tochter zur Gemahlin geben.“ Ja, dazu war das Schneiderlein sogleich mit Vergnügen bereit und zog auf den Berg um die Riesen aufzusuchen.

Unterwegs traf es drei große große Männer, die sagten: „was willst Du hier, Du Erdenwürmlein?“ Da erzählte ihnen das Schneiderlein ganz aufrichtig: „ein Graf hat mir seine Tochter versprochen, wenn ich die drei Riesen auf diesem Berge todt schlüge, und deshalb bin ich hergekommen.“ Da sahen die drei Männer einander an und lachten; denn das Schneiderlein hatte gar nicht gemerkt, daß die drei Männer eben die drei Riesen waren.

Als die drei Riesen nun aber die Worte am Hut des Schneiderleins lasen, stutzten sie und sagten, ob das wahr sei. „Ei freilich, antwortete es, wie könnt’ es sonst da geschrieben stehen?“ – Darauf wünschten die Riesen, daß es doch eine Probe seiner Stärke ablegen möge. „Gut, sagte das Schneiderlein, wir wollen sehen, wer der stärkste von uns ist, und das wollen wir daran erkennen, daß er Waßer aus einem Steine drücken kann.“ Da nahmen die Riesen

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_130.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)