Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 131.jpg

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harte Steine in die Hand und zermalmten sie zu Staub, aber Waßer wollte nicht herauskommen. Das Schneiderlein jedoch hatte zwei flache Steine gesucht und einen alten Käs, den es in der Tasche hatte, dazwischen gelegt, und als es nun an zu drücken fieng, da floßen wirklich schmutzige Waßertropfen aus den Steinen, daß die Riesen sich schier verwundern mußten und es nicht begreifen konnten.

Als sie darauf wieder eine Weile mit einander gegangen waren, fragten die Riesen das Schneiderlein: ob es auch werfen könne? „Das will ich meinen!“ sagte das Schneiderlein, und da es gerade auf der Erde ein Lerchennest sah und das Weibchen über den Eiern brütete, so bückte es sich und fieng flink die Lerche und rief: „Achtung! aufgepaßt!“ und warf den Vogel in die Luft. Der aber freute sich nicht wenig, daß er so schnell wieder loskam und stieg in die Luft immer höher und war bald gar nicht mehr zu sehen. Da guckten die Riesen und guckten sich beinah die Augen aus; aber der Stein kam nicht wieder herunter und sie glaubten fest, daß er bis in den Himmel geflogen sei. Das hätten die Riesen dem kleinen Männlein gar nicht zugetraut und kriegten ordentlich Respekt vor ihm, und weil sie wußten, was es im Sinne führte, so luden sie es ein, bei ihnen zu übernachten und nahmen es mit in ihr Schloß.

Hier merkte das Schneiderlein endlich aus Allem, was es dort sah, daß die drei großen Männer die Riesen sein müßten, und es war ihm gar nicht wohl bei der Sache, weil es seine Absicht schon verrathen hatte. – Als es in seine Schlafkammer kam, untersuchte es deshalb genau sein

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_131.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)