Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 137.jpg

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er durch die Oeffnung hätte eindringen können, da sprengten plötzlich drei Ritter vor das Schloß und die Schwester rief aus dem Fenster, was sie nur konnte: „Hülfe! Hülfe!“ und winkte ihren Brüdern zu. Die stürmten auch alsbald die Treppe hinauf, wo sie den Hülferuf der Schwester gehört hatten, und als sie hier den König Blaubart mit dem Schwerte in der Hand vor der erbrochenen Thüre antrafen und drinnen das Geschrei der Schwester vernahmen, da merkten sie sogleich, was er im Sinn führte, und stießen ihm schnell den Degen durch die Brust, daß er todt war.

Als die Brüder darauf erfuhren, was der gottlose König ihrer Schwester hatte anthun wollen und daß er schon so viele Frauen umgebracht, da zerstörten sie sein Schloß, so daß kein Stein auf dem andern blieb, und nahmen alle Schätze mit fort und führten vergnügt ihre Schwestern wieder in das Haus ihres Vaters.


39. Der Engel auf Erden.

Ein Engel sagte einst zum lieben Gott: „ich möchte doch auch einmal auf die Erde und möchte sehen, wie es dort zugeht.“ Da sagte der liebe Gott: „ja, wenn Du es wünschest, so magst Du vier Wochen lang hinabgehen.“ Da kam der Engel sogleich vom Himmel auf die Erde. Auf der Erde aber war selbiges Jahr Alles sehr wohl gerathen,

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_137.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)