Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 149.jpg

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ihn auf ein Brett binden und das Brett in’s Meer werfen, daß die Wellen es forttrieben. Dann führte er die beiden Prinzessinnen in dasselbe Wirthshaus, wo Karl sie von den Seeräubern losgekauft hatte. Da stellten sie sich an’s Fenster und blickten in das Meer hinaus und sahen alsbald, wie die Wellen ihren Retter auf und ab trieben, und fiengen bitterlich an zu weinen, weil sie ihm gar nicht helfen konnten. Das ärgerte aber den Prinzen und er hieß sie von dem Fenster weggehen und sprach: „Wenn euer Leben euch lieb ist, so schwört mir hier auf der Stelle, daß ihr daheim eurem Vater sagen wollet: ich hätte euch von den Seeräubern erlöst, und sagt nur kein Wort von dem Menschen da!“ Die Prinzessinnen aber waren so bestürzt, daß sie zu allem Ja sagten, wozu er sie zwang. Dann fuhren sie mit einander zu ihrem Vater zurück; der war überaus glücklich, als er seine Kinder wiedersah, und machte sogleich Anstalt, die älteste Tochter mit dem Prinzen zu vermählen und ihm das ganze Reich zu übergeben. –

„Was ist denn aber aus Karl geworden?“ fragst Du mich. Gib Acht! ich will Dir’s genau erzählen:

Er wurde erst noch eine lange Zeit von den naßen Wellen hin und her geworfen und konnte nicht sterben, weil er nicht untersank. Endlich aber kam ein großer Vogel auf ihn zugeflogen, trieb das Brett an’s Ufer auf eine Sandbank, hackte dann mit seinem Schnabel die Stricke entzwei und sprach zu Karl: „Ich bin der Geist des Kaufmanns, den Du einst hast begraben laßen. Zum Dank für diese Wohlthat will ich Dir nun wieder helfen. Geh nach Italien

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_149.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)