Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 169.jpg

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Ball, und wie die Mägde sich erzählten, so wollte er an diesem Abend sich eine Frau auswählen. Da meinte die junge Gräfin, sie möchte doch auch wohl dabei sein und konnte es nicht unterlaßen, ihren zweiten Wunsch zu thun und sich für den Ball ein Kleid voll Diamanten nebst allem übrigen Schmuck zu wünschen. Das legte sie an und trat wieder zuletzt in den Saal. Da staunten alle Männer und Frauen noch weit mehr als das erste Mal über das wunderschöne Fräulein; am meisten aber der junge Hausherr selbst; der wich gar nicht mehr von ihrer Seite und gestand ihr am Ende, daß er sie lieber habe als Alles, was es sonst noch auf der Welt geben möge, und wenn sie ihn ebenfalls lieb haben könne, so sollte sie seine Frau werden.

Da sagte ihm aber die junge Gräfin: sie fürchte nur, es werde sein Wort ihn gereuen, sobald er erführe, wer sie sei. Allein als er sagte: sie möge sein, wer sie wolle, er habe Niemand so lieb wie sie und könne nicht mehr leben ohne sie, da willigte sie endlich ein und nahm den Ring, den er ihr gab, und gab ihm dagegen ebenfalls einen Ring, den sie von ihrem Finger zog. Zugleich wurde verabredet, daß sie in vier Wochen wiederkommen und dann wirklich seine Frau werden sollte. Darauf gieng sie wieder ganz heimlich fort, so daß Niemand wußte, wo sie geblieben war.

Die Mägde aber sprachen am andern Tage viel von der schönen jungen Braut und wie der junge Hausherr sie so lieb habe. Das Alles hörte das Küchenmädchen gern mit an, und wenn ihr das Herz in der Brust auch zuweilen

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_169.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)