Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 198.jpg

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Da trug sich’s zu, daß der Räuberhauptmann mit der ganzen Räuberbande gefangen wurde; bloß den klugen Martin hatten sie nicht bekommen; die Obrigkeit ließ aber bekannt machen, daß der, welcher den klugen Martin lebendig oder todt bringen könnte, eine Belohnung von tausend Gulden haben sollte. Das las der kluge Martin selbst eines Morgens in der Zeitung, als er noch bei seinen Brüdern in dem Wirthshause war. Da verkaufte er sogleich seinen Wagen mit den schönen Pferden und kaufte sich einen ganz schlechten Krämer-Wagen, lud ein Faß voll Branntewein darauf, zog schlechte Kleider an und fuhr so zu dem Orte hinaus, ohne daß ihn Jemand erkannte. – Es dauerte aber nicht lange, so kam er an eine Brücke, da standen fünf und zwanzig Husaren und sollten auf den klugen Martin passen. Sobald er aber die Soldaten erblickte, fieng er an, sich betrunken zu stellen und taumelte von einer Seite zur andern und sang und schrie und schlug sein Pferd, und das setzte er fort, bis er in die Nähe der Husaren kam, da trieb er das Pferd so heftig auf die eine Seite des Wegs, daß das Rad mit einem Male in den Graben lief und der Wagen umfiel. Da jammerte er nun laut und versuchte es, den Wagen wieder aufzurichten; aber er konnte es nicht allein und bat deshalb die Husaren, daß sie ihm helfen möchten. Die halfen ihm denn auch und brachten Alles wieder in Ordnung. Zum Dank dafür schenkte er einem jeden ein groß Glas Branntewein ein und dann noch eins, und endlich so viel sie nur wollten, bis Alle ganz betrunken waren und sich nicht mehr regen konnten. Darauf holte Martin aus seiner

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_198.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)