Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 247.jpg

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mit allem Ernst versicherte, daß seine Tochter und keine andre seine Gemahlin werden müße: da sagte der Schuster: „nun, so will ich nichts mehr dagegen sagen, und ihr müßt es mit meiner Tochter ausmachen.“ – Als nun der König am andern Morgen mit der Tochter allein im Garten war, und ihr versicherte, daß er sie sein Lebenlang lieb haben und beschützen wolle, da gab sie ihm endlich ihr Wort, und bald darauf wurde die Hochzeit gefeiert und die beiden lebten sehr vergnügt mit einander.

Aber schon nach einem halben Jahre brach ein schwerer Krieg aus und der König mußte sich an die Spitze seines Heeres stellen, und weit bis an die Gränzen seines Landes fortziehen. Wie er nun schon mehre Monate abwesend war, da kriegte seine Frau auf einmal drei wunderschöne Kinder, zwei Buben und ein Mädchen, die hatten jedes ein goldenes Kreuz auf dem Rücken. Die Mutter des Königs aber war eine böse Frau und konnte die junge Königin nicht leiden, weil sie so arm und von ganz niederer Herkunft war. Deshalb nahm sie ihr alsbald die drei Kinder weg und schrieb ihrem Sohne: seine Frau müße eine rechte Hexe sein, denn sie habe ihm drei Hunde geboren. Darüber wurde der König gar zornig und schrieb sogleich zurück: man solle die Hunde nur in’s Waßer werfen, seine Frau aber in einen tiefen Thurm einsperren, bis er selbst zurückkomme. So geschah es denn auch. Die Königin wurde festgesetzt und bekam Waßer und Brod; die drei Kinder aber ließ die gottlose Schwiegermutter in ein Faß verschließen und so in’s Waßer werfen. Das Faß aber schwamm auf dem Fluße

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_247.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)