Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 304.jpg

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Ja, der sei er, sagte der Mann. Da gab ihm die Frau den ganzen Vorrath von Speck und Schnitzen, den sie noch hatte. – Der Mann gieng damit fort, und als er auf die Straße kam, blieb er stehen und guckte und guckte auf Einer Stelle in die Höhe, als wollte er ein Loch in den Himmel gucken. Das sah eine andre Frau und fragte ihn: was er da in der Luft suche? Ach, sagte der Mann, ich bin eben vom Himmel herabgestiegen und sehe nur genau zu, wo ich hergekommen bin, daß ich später den Weg wieder finde. Nun erkundigte sich die Frau und fragte, ob er auch ihren verstorbenen Hans Jörg kenne. „Ei freilich,“ sagte er. „Und wie geht’s ihm denn?“ „Er ist wohl auf,“ sagte der Mann, „aber der Verdienst ist schlecht; er hat halt kein Geld und sein Zeug sieht arg verrißen aus.“ Da gab ihm die Frau Geld und ein Dutzend Hemden für ihren Hans Jörg im Himmel, und der Reisende versprach, daß er Alles auf’s Beste besorgen wolle, hat sich aber nie wieder blicken laßen.

In Westfalen (Schaumburg-Lippe) und sonst ist das Märchen bekannt. Vgl. auch Müllenhoff, Sagen u. s. w. aus Schleswig-Holstein. S. 413 ff. Norwegische Volksmärchen von Asbjörnsen und Moe, Bd. 1, Nr. 10: Es gibt noch mehr solche Weiber. Das genau entsprechende walachische enthält die Sammlung der walachischen Märchen von Schott, 1845, Nr. 45, die Botschaft vom Himmel. – Zu Grunde liegen vielleicht die alten Mythen über die Wanderungen der Götter auf Erden, die hier aber, nachdem sie nicht mehr geglaubt wurden, ihrer göttlichen Natur entkleidet, in einen Schwank rationalistisch aufgelöst erscheinen.

21. Der dumme Hans. Mündlich aus Bühl und Owen.

22. Fläschlein, thu deine Pflicht. Mündlich aus Lustnau. Es geht die Sage, daß Theophrastus Bombastus Paracelsus von Hohenheim durch eine Goldtinktur jenes eingemauerte Fläschlein entdeckt und herausgezaubert habe; dadurch, sagt man, habe er allen Menschen helfen können und sei ein so berühmter Doktor geworden. – Verwandt ist in Grimm’s Kinder-Märchen: Tischchen deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack. Nr. 36. Ferner Nr. 54, der Ranzen, das Hütlein und Hörnlein. Vgl. auch: der Geist im Glas, und dazu die Anmerkungen im 3. Bd. Im Pentamerone des Basile entspricht: der wilde Mann. In den norwegischen Volksmärchen von Asbjörnsen und Moe I. Nr. 7; von dem Burschen, der zu dem Nordwind gieng und das Mehl zurückforderte. Ferner ein walachisches Märchen bei Schott,

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_304.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)