Seite:Merckwürdige Nachricht aus Ost-Indien 20.jpg

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in dem Christenthum unterrichtet werden möchten, damit man nachmahls aus ihnen solche Subjecta bekommen könte, die, wo nicht uns, dennoch unseren Nachkommen an diesem Wercke behülfflich seyn möchten: sintemahl an der Jugend zu förderst muß gearbeitet werden; solte man hierzu viele zu erkauffen und zu unterhalten vermögend seyn, so würde in kurtzem sich dieses Werck sehr ausbreiten und einen gesegneten Fortgang haben. Hiernebst erkennen wir auch für nöthig, daß man solche Anstalten mache wegen der armen Heiden, daß ein jeder, der da ein Christ werden wil, und um deß willen seine Güter verlassen muß, sehen kan, daß er bey uns anfangs seinen nothdürfftigen Unterhalt finde. Zu diesen allen aber wird eine ziemliche Summa Geldes erfodert; welches Mittel das jenige ist, so nebst der Gnade GOttes das meiste hierbey ausrichten kan. Allhier aber haben wir uns dessen nicht zu getrösten. Wir haben in unserm Hause zwar eine Armen-Büchse angeschlagen; aber es kommt nicht mehrers hinein, als was wir selbst darein thun. Wir haben dahero an Seine Königliche Majestät von Dennemarck geschrieben, und hoffen von Ihm einigen Zuschub zu bekommen: indem aber dieses neue Werck so gar viel Unkosten so wol in seiner ersten Gründung, als auch in dessen beständiger Unterhaltung erfodert, so haben wir zugleich an alle GOtt-liebende Freunde geschrieben, und sie gebethen, daß sie denen armen Heiden zur euserlichen Beförderung ihrer Bekehrung, mit einer Steuer behülfflich seyn wolten, und hoffen, daß man den Brieff allen denjenigen communiciren werde, von welchen man weiß oder hoffet, daß ihre Hertzen hiezu willig und bereit sind. Indessen weil wir dergleichen Frucht ihrer Liebe, wie auch die Hülffe von Seiner Königlichen Majestät, unter zwey Jahren nicht überkommen können; so wollen wir von unserm Jährlichem Salario alles dasjenige, was wir bey unserer nothdürfftigen Unterhaltung erübrigen können, darauff wenden; möchten auch vielleicht unterdessen einiges Capital von denen Malabaren auff Zinse annehmen, damit wir in der Zeit doch einige kleine Anstalt machen könten, sonderlich aber an der Translation und Abschreibung sehr vieler Exemplarien nicht gehindert würden. Solten wir alsdenn zugleich so viel bekommen können, das ein eigen geraumes Haus beydes zu einer kleinen Kirche, als auch Schule, und zu unserer Wohnung möchte auffgebauet werden, würde uns solches eine grosse Beförderung geben. Wir sind auch auff die Gedancken kommen, ob es nicht rathsam wäre, daß man das jenige, was man translatiren liesse, mit eigener Hand sehr sauber abschriebe, und an den Malabarischen König Tranjou nebst einem Præsente überschickte, mit Bitte, daß er solches alles mit seinen klugen Leuten wohl prüfen, und, wo ers für warhafftig befunden, selbigem unter seinem Schutz freyen Lauff lassen möchte. Die lieben Freunde sehen also wohl zu, daß uns hierinnen ein reicher Seegen möge überschicket werden, sich gewiß versichernde, daß ihnen GOtt dißfalls eine hundertfältige Vergeltung wiederfahren lassen wird. Von dieses Werckes Fortsetzung haben wir nach Copenhagen unmaßgeblich ausführliche Vorschläge gethan. Ach! der HErr wolle zu diesen letzten Zeiten seinen Nahmen in der gantzen Welt verherrlichet werden lassen, und uns, seinen Knechten allhier unter den Heiden grosse Gnade und Freudigkeit mittheilen, daß wir ihm aus denselben durch die Krafft seines Heiligen Geistes viele Seelen

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Bartholomäus Ziegenbalg, Heinrich Plütscho: Merckwürdige Nachricht aus Ost-Indien. Joh. Christoph Papen, Leipzig, Frankfurt am Main, Berlin 1708, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merckw%C3%BCrdige_Nachricht_aus_Ost-Indien_20.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2023)