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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

am Theater ihrer Vaterstadt mitgewirkt, zuerst im Düsseldorfer Stadttheater auf, wo sie mit der Preziosa ihre schauspielerische Laufbahn eröffnete, ging dann als erste tragische und sentimentale Liebhaberin an das deutsche Theater in Amsterdam, wirkte von 1866 bis 1871 am Dessauer Hoftheater und gastierte im Mai des letztern Jahrs als Julia, Emilia Galotti und Vicomte von Létorières im königlichen Schauspielhaus zu Berlin, an dem sie nach Lösung ihres Kontrakts mit Dessau sogleich engagiert wurde. Die sentimentalen und elegisch gefärbten Rollen, welche bisher Frau Ehrhart gegeben hatte, fanden in ihr eine vortreffliche Vertreterin. Doch hat sie sich auch später in leidenschaftlichen Frauenrollen des modernen Schauspiels und im Fach der Salondamen bewährt.

 27) Gustav, Sprachforscher, geb. 25. Nov. 1850 zu Großstrelitz in Oberschlesien, studierte in Breslau Philologie und Sprachwissenschaft, promovierte daselbst 1871 mit der Dissertation „De nominibus graecis compositis“, war 1871–74 Lehrer am Gymnasium in Gotha, habilitierte sich 1876 an der Universität Prag, wurde 1877 zum außerordentlichen, 1881 zum ordentlichen Professor für Sanskrit und vergleichende Sprachwissenschaft in Graz ernannt. Seit 1875 unternahm er wiederholte Studienreisen nach Italien, Griechenland und dem Orient. Seine Hauptwerke sind: „Die mit Nasalen gebildeten Präsensstämme“ (Jena 1873); „Zur Geschichte der indogermanischen Stammbildung u. Deklination“ (Leipz. 1875); „Griechische Grammatik“ (das. 1880; 2. Aufl., das. 1886); „Albanesische Studien“ (Wien 1883–84, 2 Tle.); „Essays und Studien zur Sprachgeschichte und Volkskunde“ (Berl. 1885); „Reiseskizzen aus Griechenland und Italien“ (Graz 1886); Albanesische Grammatik“ (Leipz. 1888).

 28) Eduard, deutscher Geschichtsforscher, geb. 25. Jan. 1855 zu Hamburg, studierte in Bonn und Leipzig Philologie und Altertumswissenschaft, erwarb in Leipzig 1875 die philosophische Doktorwürde, verlebte die nächsten Jahre in Konstantinopel, habilitierte sich 1879 als Privatdozent der alten Geschichte an der Universität Leipzig, ward 1885 als ordentlicher Professor nach Breslau und 1889 nach Halle berufen. Er schrieb: „Geschichte des Altertums“ (Bd. 1, Stuttg 1884); „Geschichte des alten Ägypten“ (in der „Allgemeinen Geschichte in Einzeldarstellungen“, hrsg. von Oncken, Berl. 1888) und zahlreiche kleinere Schriften.

 Meynert, Hermann, Geschichtschreiber und Novellist, geb 20. Dez. 1808 zu Dresden, lebt seit 1841 in Wien. Er schrieb: „Geschichte Österreichs, seine Völker und Länder“ (Pest 1843–46, 6 Bde.); „Geschichte der k. k. österreichischen Armee“ (Wien 1852 bis 1854, 4 Bde.); „Kaiser Joseph II., nach archivalischen Quellen“ (das. 1862); „Geschichte des Kriegswesens und der Heerverfassungen in Europa“ (das. 1868, 3 Bde.); „Kaiser Franz I. nach Originalmitteilungen und ungedruckten Quellen“ (das. 1872); „Das Kriegswesen der Ungarn“ (das. 1876); die Erzählungen: „Korallenzweige“ (Leipz. 1833), „Nordlichter“ (Pest 1843) und „Rautenblätter“ (das. 1845).

 Meysenbug, Wilhelm, Freiherr Rivalier von, bad. Staatsminister, geb. 11. Juli 1813 zu Kassel aus einer Hugenottenfamilie, die 1825 vom Kurfürsten von Hessen geadelt wurde, studierte in Heidelberg und Berlin die Rechte, trat 1836 in den badischen Staatsdienst und widmete sich der diplomatischen Laufbahn. 1846 ward er Legationsrat, 1849 ging er nach Berlin, um die preußische Hilfe gegen den Aufstand zu erbitten und über den Beitritt zum Dreikönigsbündnis zu unterhandeln. Er blieb dann in Berlin als badischer Gesandter bis 1856, wo er Minister des Auswärtigen wurde. Ganz den reaktionären Tendenzen jener Zeit ergeben und darin von seinem Bruder Otto (geb. 1806, gest. 1886), der Unterstaatssekretär im österreichischen Ministerium und zum Katholizismus übergetreten war, bestärkt, hielt er es vor allem für seine Aufgabe, den in Baden mit dem Erzbischof Vicari von Freiburg ausgebrochenen Kirchenkonflikt durch direkte Verhandlungen mit Rom zu beendigen, welche 28. Juni 1859 zu dem Konkordat führten, in dem der Staat die wichtigsten Hoheitsrechte der Kirche preisgab. Mit dem Konkordat fiel auch M. 1860 und starb 14. Febr. 1866 in Karlsruhe. – Seine Schwester Malwida, geb. 1816, gegenwärtig in Rom lebend, machte sich durch die anonym erschienenen „Memoiren einer Idealistin“ (Berl. 1876, 3 Bde.; 2. Aufl. 1877) bekannt, welchen die „Stimmungsbilder aus dem Vermächtnis einer alten Frau“ (Leipz. 1879, ebenfalls anonym), die „Gesammelten Erzählungen“ (Zürich 1885), der Roman „Phädra“ (Leipz. 1885) und „Erzählungen aus Legende und Geschichte“ für die reifere Jugend (Gera 1890) folgten.

Miaskowski, August von, Nationalökonom, folgte im Herbst 1889 einem Ruf an die Universität Wien. Eine Sammlung seiner Vorträge, Gutachten etc. veröffentlichte er als „Agrarpolitische Zeit- und Streitfragen“ (Leipz. 1889).

Miaulis, Andreas Vokos, griech. Admiral. Sein Standbild ward im Mai 1889 in Syra enthüllt.

 Michael, mit dem Beinamen Psellos (der „Stotterer“), Philosoph, geb. 1020 zu Konstantinopel, wo er als Lehrer der Philosophie wirkte. Er ist der Verfasser des im spätern Mittelalter einflußreichen logischen Kompendiums „Synopsis in Aristotelis logicam“ (griech. u. lat., hrsg. von Ehinger, Augsb. 1597), welches nach einigen die Quelle der „Summulae logicales“ des Petrus Hispanus (s. d., Bd. 12), nach andern eine Übersetzung derselben ist, und in welchem die technischen Memorialworte für Urteilsformen und Schlußfiguren zuerst vorkommen.

 Michael (Michail), Metropolit von Serbien, geb. 1830 zu Kragujewatz als Sohn armer Eltern, studierte mit einem Regierungsstipendium zu Kiew Theologie, erhielt darauf die Priesterweihe, ward zum Professor am geistlichen Seminar zu Belgrad ernannt und schon 1859 von dem Fürsten Milosch zum Metropoliten oder obersten Haupte der serbischen orthodoxen Kirche erhoben. M. war ein eifriger Anhänger Rußlands und trat für den engsten Anschluß an diese orthodoxe Vormacht ein. Als nach dem Berliner Frieden König Milan und das progressistische Ministerium sich Österreich näherten, geriet M. mit ihnen in Konflikt, der sich noch dadurch verschärfte, daß sich M. der engen Umgrenzung der Befugnisse des Klerus, welche die Regierung versuchte, widersetzte und die Rechte der Hierarchie energisch verteidigte. Er wurde daher 1883 abgesetzt und ging in die Verbannung nach Rußland. Nach Milans Abdankung kehrte er 1889 nach Serbien zurück, ward in sein Amt als Metropolit wieder eingesetzt und salbte 2. Juli den jungen König Alexander in Schitscha.

 Michaelis, 7) Adolf, namhafter Germanist, geb. 25. Dez. 1797 zu Hameln, ward 1818 Privatdozent der Rechte in Göttingen, dann in Tübingen und 1820 außerordentlicher, 1822 ordentlicher Professor daselbst. Er starb 21. Jan. 1863. Unter seinen Werken sind hervorzuheben: „Grundriß zu Vorlesungen über

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 569. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0573.jpg&oldid=- (Version vom 13.5.2021)