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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Reinlichkeit und Ventilation, Schutz der Mund- und Nasenhöhle sichern. Bei der Verarbeitung von Q. macht sich die überaus schädliche Wirkung der Dämpfe des Quecksilbers nicht minder geltend. Dies ist besonders in den Spiegelbeleganstalten der Fall, wo sich die Arbeitsräume reichlich mit den Dämpfen füllen. Es ist daher auf gute Ventilation und namentlich auch auf Vermeidung des Verspritzens von Q. zu achten. Der Fußboden sollte aus Schiefer oder Asphalt bestehen, auf welchem das Metall gut sichtbar ist, und eine geringe Neigung gegen Querrinnen besitzen. Sehr gefährlich ist das Reinigen des Fußbodens, wobei vorteilhaft Stanniolabfälle benutzt werden. Allerlei Dämpfe, welche zur Unschädlichmachung des Quecksilberdampfes empfohlen worden sind, haben sich nicht bewährt. Niedrige Temperatur der möglichst großen Arbeitsräume (Nordlage), Reinlichkeit, glatte, faltenlose Kleidung, kurz geschorenes Haar, welches mit Papiermütze bedeckt wird, Waschen der Fabrikkleidung mit verdünnter Lösung von Schwefelalkalien bilden den besten Schutz. Warme oder Schwefelbäder sind empfehlenswert; niemals darf im Arbeitsraum gegessen werden. Minder gefährlich als die Spiegelbelegung sind die mannigfachen andern Arbeiten, bei welchen Q. benutzt wird, doch treten bei empfindlichen Personen auch hier Vergiftungen auf. Bei der Darstellung von Zinnober kommen quecksilberhaltiger Staub, Quecksilberdämpfe, Schwefelwasserstoff und schweflige Säure in Betracht, andre Dämpfe entwickeln sich bei Darstellung von Kalomel, Sublimat, Quecksilberoxyd. Von diesen Verbindungen erfordert das höchst giftige Sublimat die weitestgehenden Vorsichtsmaßregeln.

Quecksilberpräparate. Quecksilberformamid (Hydrargyrum formamidatum) entsteht beim Lösen von frisch gefälltem Quecksilberoxyd in Formamid CONH3 (welches durch Destillation von ameisensaurem Ammoniak mit Harnstoff erhalten wird), ist in festem Zustand nicht bekannt und wird in einer Lösung angewandt, welche in 1 ccm so viel Q. enthält, wie 0,01 g Quecksilberchlorid entspricht. Die Lösung ist farblos, reagiert schwach alkalisch, schmeckt wenig metallisch, wird durch Eiweißlösung nicht gefällt, durch ätzende Alkalien in der Kälte nicht verändert, scheidet beim Kochen mit verdünnten Alkalien Quecksilber ab, ist lichtempfindlich und wird in subkutaner Injektion bei Syphilis angewandt. Es wirkt schmerzlos und erzeugt weder Abscesse nach Verhärtungen. Quecksilberchlorid-Harnstoff (H. bichloratum carbamidatum) wird durch Lösen von Quecksilberchlorid und Harnstoff in Wasser erhalten. Die Lösung von gleicher Stärke wie die des vorigen ist farblos, reagiert sauer, schmeckt salzig, dann schwach metallisch, zersetzt sich allmählich, besonders am Licht, und wird wie das vorige benutzt. Succinimidquecksilber (H. imidosuccinicum) C8H8HgN2O4 entsteht beim Lösen von frisch gefälltem Quecksilberoxyd in Succinimidlösung (welches man durch rasche Destillation von bernsteinsaurem Ammoniak erhält), bildet ein farbloses Kristallpulver, löst sich leicht in Wasser, schwer in Alkohol, reagiert neutral, fällt nicht Eiweiß, wird durch Natronlauge, Ammoniak und Jodkalium gefällt; die wässerige Lösung ist recht haltbar; man benutzt es ebenfalls zu Injektionen, die nicht sehr schmerzhaft sein und nicht oder nur selten Infiltrationen verursachen sollen. Phenolquecksilber (H. carbolicum) (C6H5O)2Hg entsteht, wenn man überschüssige, geschmolzene Karbolsäure mit Ätzkali in wenig Spiritus löst, eine alkoholische Lösung von Quecksilberchlorid zusetzt, nahe bis zur Trockne verdampft, die Masse mit Wasser anrührt, auswäscht und aus Alkohol umkristallisiert. Es bildet farblose Kristalle mit 51,8 Proz. Quecksilber, löst sich kaum in Wasser, schwer in kaltem, leicht in heißem Alkohol, auch in Äther, wird durch Natronlauge und Schwefelwasserstoff nicht zersetzt, ist aber lichtempfindlich. Man benutzt es gegen Syphilis, es wird rasch resorbiert und längere Zeit gut vertragen, ohne Mundentzündung und Speichelfluß hervorzurufen. Benzoesaures Quecksilberoxyd (H. benzoicum) (C7H5O2)2Hg + H2O wird aus salpetersaurem Quecksilberoxyd durch benzoesaures Natron gefällt, bildet ein farb-, geruch- und geschmackloses, kristallinisches Pulver, löst sich leicht in heißem Wasser und Alkohol, sehr schwer in kaltem Wasser, dagegen leicht bei Gegenwart von Kochsalz. Man benutzt es bei Syphilis zu subkutanen Injektionen und auf eiternden Wunden; es wird gut resorbiert und vertragen, ruft nur ausnahmsweise Speichelfluß hervor. Salicylsaures Quecksilberoxyd (H. salicylicum) C7H4O3Hg wird erhalten durch Erhitzen von frisch gefälltem Quecksilberoxyd mit Salicylsäure und wenig Wasser, bildet ein weißes, amorphes, geruch- und geschmackloses Pulver, reagiert neutral, ist in Wasser und Alkohol kaum löslich, wird nur durch konzentrierte Mineralsäuren zersetzt, gibt mit Ätznatron eine kristallisierende Verbindung, Natronhydrat-Quecksilbersalicylat, löst sich in Sodalösung unter Entwickelung von Kohlensäure und verbindet sich auch mit den Haloidmetallen. Es wird wegen seiner leichten Löslichkeit in Kochsalzlösungen leicht resorbiert, stört nicht das Allgemeinbefinden und wirkt doch äußerlich und innerlich energisch. Gerbsaures Quecksilberoxydul (H. tannicum) wird durch Zusammenreiben von salpetersaurem Quecksilberoxydul mit Tannin, Auswaschen des Niederschlags und Trocknen bei 30–40° erhalten. Es ist amorph, mißfarbig, geruch- und geschmacklos, gibt an Wasser und Alkohol Gerbsäure ab, wird von verdünnter Salzsäure wenig angegriffen, gibt mit konzentrierter Salzsäure Kalomel, mit ätzenden und kohlensauren Alkalien auch in starker Verdünnung metallisches Quecksilber. Hierauf beruht seine Anwendung als sehr mild wirkendes Präparat bei Syphilis.

 Queiroz, José Maria Eça de,[WS 1] portug. Romanschriftsteller, geb. 25. Nov. 1843 zu Povoa de Varzim, studierte 1860–66 Rechtswissenschaft in Coimbra, gab aber in der Folge die juristische Laufbahn auf, um sich in Evora und Lissabon litterarischen Studien, zu widmen. Er kam darauf als Administrator nach Leiria und wurde dann portugiesischer Konsul zuerst in Havana, später in Bristol, Newcastle etc. Von seinen Romanen, die durchaus der naturalistischen Richtung folgen, sind besonders hervorzuheben: „O crime do padre Amaro“ (Porto 1874, neue umgearbeitete Aufl. 1880) und „O primo Basilio“ (das. 1879 und 1880).

Quenstedt, 2) Friedrich August, Mineralog und Geolog, starb 21. Dez. 1889 in Tübingen.

Quillaja. Die Rinde von Q. saponaria enthält Saponin und Laktolin und zwei sehr giftige Körper, Quillajasäure und Sapotoxin. Die Abkochung dient als kräftiges expektorierendes Mittel bei chronischem Luftröhrenkatarrh und asthmatischen Zuständen.

Quincey, Thomas de, s. De Quincey (Bd. 4).

Quinet, Edgar, franz. Dichter und Publizist. Vgl. noch die Schrift seiner Witwe: „Edgar Q. depuis l’exil“ (1889).

 Quittungskarte, die Karte, auf welche die Marken der Alters- und Invalidenversicherung nach dem Gesetz vom 22. Juni 1889 aufzukleben sind.




Anmerkungen (Wikisource)

  1. Die Kennzeichnung dieses Lemmas mit Sternchen ist nicht zutreffend, da sich bereits in Band 5 (Esa de Queiroz) und Band 13 (Quiroz) weitgehend identische Artikel finden.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 694. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0698.jpg&oldid=- (Version vom 22.5.2021)