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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Becher zusammenwachsende Blattpaar leuchtend rot, das innere kleinere zitronengelb gefärbt wie die Blüten. Manchmal sind auch die Blütenstiele, ja mitunter alle oberirdischen Teile der Pflanzen so lebhaft gefärbt, daß das Gewächs als Ganzes wie ein sich lebhaft von der grünen Umgebung abhebendes S. betrachtet werden kann. Dies gilt namentlich von Pilzen und Schmarotzergewächsen, die von andern Pflanzen zehren und daher keiner grünen, assimilierenden Blätter bedürfen. Hierher gehören unsre in Stengel, Blattschuppen und Blüten gelb, rot, blau oder violett gefärbten Orobanchen, der prächtig safrangelb gefärbte Cytinus Hypocistus der Mittelmeerländer sowie viele andre Balanophoreen, Rafflesiaceen und ähnliche Schmarotzer, die nichts andres zu thun haben, als sich bemerklich zu machen.

Bei den Früchten beschränken sich die S. auch keineswegs auf die lebhaft gelb, scharlachrot oder blau gefärbte Fruchthaut aller solcher Arten, die von den Verzehrern des Fruchtfleisches Verbreitung der schwerverdaulichen Samen erwarten können (während Früchte mit eßbaren Samen, wie Walnüsse, Mandeln, Maronen etc., grün bleiben), sondern wir finden auch hier häufig farbige Fruchthüllen, die aus stehen gebliebenen Kelchen und Blumenteilen hervorgegangen sind. Mitunter erscheinen die Früchte nach dem freiwilligen Aufbrechen selbst blumenartig, wie die rosenrote, vierklappige Kapsel von Evonymus europaeus mit den dottergelben Samen darin, das sogen. Rotkehlchenbrot, und ähnlich verhalten sich die Früchte mancher brasilischer Clusia-Arten, die einen weißen, fünfstrahligen Stern mit ebenso vielen mennigroten Samen darstellen. Überhaupt gehören alle diejenigen Früchte, die sich freiwillig öffnen und appetitlich gefärbte Samen zeigen, wie Erythrina-Arten, Abrus prectatorius, Adenanthera, die Muskatnuß mit dem roten Samenmantel etc., hierher. Vgl. Johow, Florale und extraflorale Schauapparate, im „Jahrbuch des Berliner botanischen Gartens“, Bd. 3.

 Schaumann, 2) Adolf Friedrich Heinrich, Historiker, geb. 19. Febr. 1809 zu Hannover, studierte in Göttingen die Rechte und lebte hierauf bis 1837 in seiner Vaterstadt als Rechtsanwalt. Der Erfolg seines Werkes „Geschichte des niedersächsischen Volkes bis 1180“ (Götting. 1838), welches ihm den für das große Jubiläum der Universität Göttingen ausgeschriebenen großen Preis eintrug, gab ihm Gelegenheit, seine bisherige Stellung mit einer akademischen zu vertauschen. Zuerst Bibliotheksekretär, dann außerordentlicher Professor der Geschichte und Diplomatik, war er bis 1847 in diesem Kreis thätig. Seitdem war er bis 1851 ordentlicher Professor der Geschichte in Jena, folgte dann einem Ruf als Oberbibliothekar und Historiograph des Königreichs nach Hannover, welche Stellung er bis zum Jahr 1868 bekleidete. Er starb daselbst 10. Dez. 1882. Außer dem genannten Buch und kleinern Aufsätzen schrieb er noch: „Über das Chronicon Corbejense“ (Götting. 1839); „Geschichte des zweiten Pariser Friedens“ (das. 1844); „Geschichte der Grafen von Valkenstein“ (Berl. 1847); „Die Akten des ersten schriftlichen Prozesses nach römisch-kanonischen Formen“ (Jena 1850); „Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig“ (Hannov. 1864); „Geschichte der Erwerbung der Krone Großbritanniens von seiten des Hauses Hannover“ (das. 1878); „Sophie Dorothea, Prinzessin von Ahlden und Kurfürstin Sophie von Hannover“ (das. 1879).

 Schauroth, Karl, Freiherr von, Geolog, geb. 26. Okt. 1818 auf dem Gut Reichelshof bei Schweinfurt, studierte in Freiberg und Heidelberg, wurde 1840 Referendar beim herzoglichen Kammerkollegium zu Koburg und zugleich mit der Verwaltung des herzoglichen Kupferstichkabinetts betraut. Als 1845 die herzoglichen naturwissenschaftlichen Sammlungen gegründet wurden, erhielt er die Stelle eines Vorstandes (Oberbibliothekars). Er schrieb: „Übersicht der geognostischen Verhältnisse des Herzogtums Koburg“ (Berl. 1853); mehrere Abhandlungen über die Fauna des deutschen Zechsteins (Wien 1853, Berl. 1854 u. 1856); „Übersicht der geognostischen Verhältnisse der Gegend von Recoaro im Vicentinischen“ (Wien 1855); „Verzeichnis der Versteinerungen im herzoglichen Naturalienkabinett zu Koburg“ (Kob. 1855); „Die Schaltierreste der Lettenkohlenformation“ (Berl. 1857); „Kritisches Verzeichnis der Versteinerungen der Trias im Vicentinischen“ (Wien 1859).

 Scheda, Joseph, Ritter von, österreich. Militär und Kartograph, geb. 1815 zu Padua als der Sohn eines Feldstabsarztes, trat 1829 in die Grazer Kadettenkompanie, 1832 in ein Infanterieregiment, in dem er noch in demselben Jahr zum Offizier befördert wurde, kam 1842 in das militär-geographische Institut, 1851 als Hauptmann in das neuerrichtete Militäringenieur-Geographenkorps und wurde 1868 zum Obersten befördert. Als seine bedeutendsten Arbeiten aus dieser Zeit sind zu nennen die Spezialkarten von Mittelitalien (1 : 86,400) und vom Lombardischen Königreich. Er war der erste, welcher den Farbendruck bei lithographischen Karten mit bestem Erfolg anwandte. Außerdem veröffentlichte er selbständig: Übersichtskarten von Europa (1 : 2,500,000) in 25 Blättern und die später auf Zentraleuropa ausgedehnte Karte der österreichischen Monarchie in 20, bez. 40 Blättern (1 : 576,000), ein in wissenschaftlicher wie technischer Beziehung ausgezeichnetes Werk. 1869 gab S. eine Karte der europäischen Türkei in 13 Blättern (1 : 864,000) heraus. 1876 trat er in den Ruhestand, wurde zum Generalmajor ernannt und starb 23. Juli 1888 in Mauer bei Wien.

Scheffer-Boichorst, Paul, Geschichtsforscher, folgte Ostern 1890 einem Ruf an die Universität Berlin.

Scheid, Kaspar, Schriftsteller des 16. Jahrh. Vgl. Hauffen, Kaspar S., der Lehrer Fischarts (Straßb. 1889).

 Scheidemantel, Karl, Bühnensänger (Bariton), geb. 21. Jan. 1859 zu Weimar, war als Seminarist daselbst Gesangschüler von Bodo Borchers und ging zur dortigen Hofbühne über, indem er 1878 als Wolfram im „Tannhäuser“ debütierte. 1881–83 studierte er in den Sommermonaten noch unter J. Stockhausen in Frankfurt a. M. und bildete sich schnell zu einem der angesehensten Vertreter seines Faches aus. 1884 sang er unter Hans Richter an der deutschen Oper in London und gehört nun seit 1886 dem Verband der Dresdener Hofoper an. In demselben Jahr sang er zuerst in Baireuth (Hans Sachs, Klingsor, Amfortas), wo er seither alljährlich zum Gelingen der Festspiele wesentlich beiträgt.

 Schem, Alexander Jakob, deutsch-amerikan. Schriftsteller, geb. 16. März 1826 zu Wiedenbrück in Westfalen, studierte 1843–46 Theologie und Philologie zu Bonn und Tübingen, kam 1851 nach den Vereinigten Staaten und war an mehreren Instituten als Lehrer der alten und neuen Sprachen thätig. Er starb 21. Mai 1881 als Superintendent des deutschen Departements der öffentlichen Schulen von New York, um die er sich große Verdienste erworben hat. S. veröffentlichte mit Crooks ein „Latin-English school dictionary“ (1857), schrieb zahlreiche

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 724. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0728.jpg&oldid=- (Version vom 16.9.2022)