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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

so ist der parallele Gang der Fleckenhäufigkeit mit den Variationen der magnetischen Deklination besonders durch die Arbeiten von Wolf schon lange festgestellt, und ebenso scheint es sich zu bestätigen, daß um die Zeit des Minimums der Fleckenhäufigkeit die Entwickelung der Polarlichter auf der Erde eine spärlichere ist. Aber auch in andrer Richtung scheint ein solcher Parallelismus vorhanden zu sein. So hat Fritz aus Beobachtungen in Deutschland gefunden, daß bei Zunahme der Fleckenthätigkeit die Anzahl und Heftigkeit der Hagelfälle rasch wächst, bei rascher Abnahme der Flecke auch die Hagelfälle sich vermindern, bei relativem Stillstand der Fleckenthätigkeit aber die Hagelfälle wieder häufiger werden. Ferner findet Fritz bei den Weinerträgen in Süddeutschland und der Schweiz eine ähnliche Periodizität wie bei der Häufigkeit der Sonnenflecke, und das Gleiche gilt auch für die periodischen Änderungen der Länge der Gletscher. Vgl. Fritz, Die wichtigsten periodischen Erscheinungen der Meteorologie und Kosmologie (Leipz. 1889).

 Soso, Sudânstaat, s. Saria (Bd. 17).

 Sothern, Edward Askew, engl. Schauspieler, geb. 1. April 1830 zu Liverpool, wurde für eine kirchliche Laufbahn vorbereitet, folgte jedoch seinem innern Beruf zur Bühne, die er 1851 zuerst in Amerika, wohin er ausgewandert war, und zwar im Nationaltheater in Boston betrat. Einen durchschlagenden Erfolg erzielte er in New York als Lord Dundreay in dem von ihm verfaßten Lustspiel „Our American cousin“, in welchem die bornierte Blasiertheit gewisser Originaltypen des englischen Lebens gegeißelt wird. Er spielte diese Rolle auf verschiedenen amerikanischen Theatern weit über tausendmal und wiederholte sie, 1863 nach England übergesiedelt, im Haymarkettheater zu London weitere 496mal. In gleicher Weise hat er sich noch einige andre fein ausgearbeitete und wirkungsvolle Paraderollen geschaffen und in Amerika und England auszubeuten verstanden, so den Garrick in „The tragedy queen“ und die Helden von Oxenfords „Brother Sam“ und Marstons „Favourite of fortune“. S., nicht nur wegen seines Talents merkwürdig, sondern auch als Muster für die moderne Art amerikanischen Theaterbetriebs, starb 20. Jan. 1881 in London. Vgl. Pemberton, Edward A. S. (Lond. 1889).

 Sozojodōl, Salze der Dijodparaphenolsulfosäure C6H4I2SO4, von denen das Kalisalz bei Einwirkung von Jodkalium mit jodsaurem Kali auf eine Lösung von paraphenolsulfosaurem Kali in Salzsäure entsteht. Die freie Säure kristallisiert in farblosen Kristallen mit 3 Molekülen Kristallwasser, ist leicht löslich in Wasser, Alkohol und Glycerin und verliert über konzentrierter Schwefelsäure das Kristallwasser. Das Kalisalz (S. schwer löslich) bildet farb- und geruchlose Kristalle und löst sich in 50 Teilen Wasser, das Natronsalz (S. leicht löslich), welches mit 2 Molekülen Wasser kristallisiert, in 13–14 Teilen Wasser. Die wässerige Lösung reagiert sauer und färbt sich mit Eisenchlorid veilchenblau. Die Lösung des Natronsalzes ist lichtempfindlich. Man benutzt S. als antiseptische Mittel, namentlich als Ersatz des Jodoforms als Streupulver in Salben und Lösungen, bei Hautkrankheiten (Mykosen), Geschwüren, bei Nasen- und Kehlkopfkrankheiten. Das Kalisalz wird als sekretionsbeschränkendes und austrocknendes Streupulver mit Talcum benutzt, das Natronsalz stets da, wo Lösungen angewandt und Allgemeinwirkungen erzielt werden sollen. Vergiftungserscheinungen sind nicht beobachtet worden. Die Anwendbarkeit andrer Salze befindet sich noch im Stadium des Versuchs.

 Sozōlsäure, s. Aseptol (Bd. 17).

Specht, 2) Franz Anton, kathol. Theolog und pädagogischer Schriftsteller, geb. 19. Juni 1847 zu München, wo er, in Eichstätt vorgebildet, erst Naturwissenschaft und dann Theologie studierte. 1869 löste er mit seiner Schrift „Der exegetische Standpunkt des Theodor von Mopsuestia und des Theodoret von Kyros“ (Münch. 1871) eine kirchengeschichtliche Preisfrage, worauf ihn 1871 die theologische Fakultät in München zum Doktor erhob. Nach mehrjähriger Praxis in der Seelsorge u. als Religionslehrer höherer Schulen ward er 1884 Ehrenkanonikus am Hofstift St. Cajetan und 1888 Domkapitular und erzbischöflicher geistlicher Rat zu München. Mit seinem Hauptwerk: „Geschichte des Unterrichtswesens in Deutschland bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts“ (Stuttg. 1885), gewann S. den großen Preis der Historischen Kommission in München. Außerdem schrieb er: „Kirchengeschichte für katholische Volksschulen“ (Münch. 1875), „Biblische Geschichte und Lehre in urkundlichem Worte“ (Regensb. 1879, 2 Bde.), „Gastmähler und Trinkgelage bei den Deutschen bis ins 9. Jahrhundert“ (Stuttg. 1887) und gab nach Handschriften und Drucken des 15. Jahrh. die „Ars moriendi“ (Augsb. 1878) heraus.

Spechte. Der Specht ist in Sagen und Märchen vieler Völker Symbol der Heimlichkeit des Waldes, der Waldgräber schlechthin, der aus Felsen und Bäumen allerlei geheime Kunst hervorholt und um allerlei verborgene Kunde und Schätze weiß. Der Schwarzspecht war dem Mars geweiht (regio pici bei Laurentum), und für die Auguren war der Specht (picus) einer der bedeutungsvollsten Vögel, der zur Elster (pica) in mancherlei Beziehungen stand. Der Specht kennt und hütet die Springwurz (das Adiantum oder die Saxifraga der Römer), und man verschafft sich diese, indem man dem Vogel den Eingang zum Nest verkeilt. Wenn er dann zur Abhilfe die Springwurz holt, kann man sie ihm durch List entreißen. Auch die Wunderblume, die den Zauberberg öffnet, steht mit dem Specht in Zusammenhang. Der baumspaltende Specht ist ein Bild des Blitzes, Indra erscheint als Specht, und auch bei den Römern ist der Specht der feuerbringende, brandstiftende Vogel im Zusammenhang mit dem Blitz. Vgl. Marshall, Die S. (Leipz. 1889).

 Speicher, Dorf im schweizer. Kanton Appenzell-Außer-Roden, Bezirk Mittelland, westlich von Trogen, mit (1888) 3036 Einw., welche Stickerei und Baumwollindustrie betreiben.

Speiseventil, s. Gaskraftmaschine (Bd. 17, S. 363).

Spieldosen (Spieluhren), s. Musikwerke (Bd. 17).

Spielhagen, Friedrich, Romanschriftsteller, veröffentlichte: „Finder und Erfinder, Erinnerungen aus meinem Leben“ (Leipz. 1889), als ersten Band seiner Selbstbiographie.

Spinnentiere. Der Gesichtssinn dieser nur mit Punktaugen, wenn auch oft in größerer Zahl, versehenen Tiere ist nicht so scharf, wie man früher annahm, sofern man meinte, daß die Jagdspinnen ihre Opfer in weiten Sprüngen sicher ergriffen. Forel überzeugte sich 1886, daß sie wohl 50mal vergeblich sprangen, ehe sie eine der auf Mauern und Baumstämmen sitzenden Fliegen oder Mücken erhaschten, und Dahl beobachtete 1884, daß eine solche Sprungspinne (Attus arcuatus) wohl schon auf lebhaft bewegte Insekten aufmerksam wurde, wenn sie noch

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 767. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0771.jpg&oldid=- (Version vom 19.6.2022)