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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

 Wästberg, Anna, auch unter ihrem Mädchennamen Anna Anderson bekannte schwedische Dichterin, geb. 27. Dez. 1832 zu Vidtskösle, wurde Lehrerin in Karlskrona und Blekinge und heiratet 1857 den Pfarrer H. E. W., mit dem sie noch in Wenersborg lebt. Schon früh für Zeitschriften schriftstellerisch thätig, ließ sie 1857 eine Gedichtsammlung unter dem Titel: „Styfmorsblommorna“ („Stiefmütterchen“) erscheinen, welcher die Novellen: „Konst och kärlek“, „Mitt döda barn“ (1862), „I brist på Ijus“ („Aus Mangel an Licht“) und „Utan namn“ (1884) folgten. Weitere Gedichtsammlungen erschienen unter den Titeln: „Några höstblommor“ („Einige Herbstblumen“, 1865). „En bukett“ (1868), „En ny bukett“ (1870) und „I svart och rödt“ (1885). Die Dichterin wählt am liebsten Bilder aus der Natur und dem Familienleben, die sie mit leichter Anmut zeichnet, unberührt von den Strömungen des modernen Realismus. Ihre meisten Arbeiten sind in Zeitschriften zerstreut.

 Wätzoldt, Gustav Adolf, preuß. Schulmann, geb. 26. Nov. 1815 zu Strehlen in Schlesien, studierte zu Breslau und Berlin Theologie, leitete in Reichenbach (Oberlausitz), wo er seit 1855 als Geistlicher wirkte, ein Hilfsseminar, das später in ein königliches Seminar umgewandelt wurde, ward 1862 Seminar- und Waisenhausdirektor zu Bunzlau, 1867 Regierungs- und Schulrat zu Breslau und 1868 Geheimer Regierungs- und vortragender Rat im Unterrichtsministerium, wo er, anfangs mit Stiehl, seit 1872 mit Schneider, die Volksschul-, Seminar-, Taubstummensachen etc. bearbeitet. Seit 1873 ist er Geheimer Oberregierungsrat. In demselben Jahr übernahm er die Mitdirektion der königlichen Zentralturnanstalt und ist seit Trennung derselben in zwei selbständige Anstalten für Zivil- und für Militärturnen Direktor der erstern, der königlichen Turnlehrerbildungsanstalt zu Berlin.

 Weber, 22) Robert, schweizer. Dichter und Schriftsteller, geb. 5. Aug. 1824 zu Rapperswyl, studierte in Zürich Theologie, setzte dann seine Studien in Tübingen fort, wo er die Vorlesungen des Ästhetikers Vischer hörte, wirkte darauf 12 Jahre lang als Pfarrer im Kanton Zürich und siedelte nach Bern über, wo er 1860–64 die Redaktion der „Berner Zeitung“ führte. Er gab die litterargeschichtlichen Werke: „Die poetische Nationallitteratur der deutschen Schweiz von Haller bis zur Gegenwart“ (Glarus 1866 bis 1867, 3 Bde.; Bd. 4 von Honegger), „Die Schweiz im Spiegel der Dichtung“ (Basel 1882) u. die „Schweizerische Nationalbibliothek“ (Aarau 1884 ff., bis jetzt 28 Bdchen.) heraus und gründete 1878 die Zeitschrift „Helvetia“, deren Herausgabe er in Basel jetzt noch leitet. W. veröffentlichte auch mehrere Bände Gedichte („Gedichte“, 5. Aufl., Basel 1882; „Neue Gedichte“, 1861; „Wolken“, letzte Lieder, 1871; „Die Myrtenschlacht“, (1876), „Novellen, Erzählungen u. Gedichte“ (2. Aufl. 1882, 4 Bde.) und übersetzte sämtliche poetische Bücher des Alten Testaments aus dem hebräischen Urtext.

Weberei (Schutzvorrichtungen). In der Maschinenweberei werden hauptsächlich dadurch schwere Verletzungen herbeigeführt, daß die schweren Schützen, die von der Maschine mit großer Geschwindigkeit hin und her geworfen werden, infolge von irgend welchen unvorhergesehenen kleinen Unordnungen in der Maschine aus ihrer vorgeschriebenen Bahn herausfliegen und einen Arbeiter mit großer Gewalt treffen. Dies sollen die Schützenfänger (Schützenwächter) verhindern. Diese bestehen in der einfachsten Form aus groben Drahtnetzen, die zu jeder Seite des Webstuhls aufgehängt werden, und zugleich aus Drähten, welche an der Vorderseite der Lade, auf welcher die Schütze läuft, ausgespannt werden. Diese letztere Vorrichtung ist jedoch hinderlich beim Kettenfädeneinziehen, Herausnehmen oder Aufsuchen des Schusses etc., deshalb hat man anstatt ihrer Schützenfänger angebracht, welche behufs der vorkommenden Nachhilfemanipulationen abgenommen werden können. Leider wird dann nur häufig das Wiederanbringen versäumt. Darum ist man noch einen Schritt weiter gegangen

Fig. 1. Seitenansicht.
Fig. 2. Ansicht von oben.
Fig. 1 und 2. Heintschels Schützenfänger.

und hat die Schützenfänger so eingerichtet, daß sie gleichzeitig mit dem Ausrücken derart bewegt werden, daß jedesmal mit dem Ausrücken der Maschine das Abheben des Schützenfängers und mit dem Wiedereinrücken des Webstuhls das Wiederanbringen des Fängers selbstthätig geschieht. Eine derartige Vorrichtung von F. v. Heintschel ist in Fig. 1 u. 2 dargestellt. An der Riemengabel z greift der Hebel a an, welcher bei b drehbar gelagert ist.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 819. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0823.jpg&oldid=- (Version vom 21.5.2021)