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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 4

gesamte Handelsmarine bildeten, hat seit jener Zeit die Zunahme der Dampfschiffe angefangen, den überwiegenden Teil des Verkehrs an sich zu ziehen. Nach angestellten genauen Berechnungen und unter der Berücksichtigung, daß jede Tonne eines Dampfschiffs den gleichen Nutzeffekt bringt wie etwa 3 Tonnen eines Segelschiffs, ist die Leistungsfähigkeit der Dampferflotte von 3 Proz. im J. 1834 auf 6 Proz. im J. 1840, 8,85 Proz. im J. 1850, 17,64 Proz. im J. 1860, 29,92 Proz. im J. 1870 und 58,34 Proz. der gesamten Handelsmarine im J. 1883 angewachsen, eine Umwandlung, welche noch in der Weiterentwickelung begriffen ist und auf die Verdrängung des Segelverkehrs für alle wichtigern Verkehrsbeziehungen hinausgeht. Von sämtlichen Schiffsfrachten wurden befördert:

  durch Dampfer durch Segelschiffe
1850: 14 Proz. 86 Proz.
1860: 29 71
1870: 43 57
1880: 61 39

Zu einer Beleuchtung der Zunahme der Dampfschiffe im Vergleich zur Entwickelung der Eisenbahnen dienen die nachfolgenden Zahlen:

Jahr Eisen­bahnen Dampf­schiffe
Kilom. Tonnen
1831 332 32000
1841 8591 105121
1846 17424 139973
1851 38022 263679
1856 68148 575928
1861 106886 803003
1866 145114 1423232
1871 235375 1939089
1876 309641 3293072
1883 443441 5992292

Hiernach haben sich in allen Ländern der Erde in der Zeit von 1831 bis 1850 die Eisenbahnen noch fast doppelt so rasch entwickelt als die Dampfschiffe, von 1851 bis 1871 gehen beide Transportmittel ziemlich gleichen Schritt, und seitdem ist die prozentuelle Zunahme der Dampfer doppelt so hoch als diejenige der Eisenbahnen.

Die Leistungsfähigkeit der Handelsdampferflotten ist in dem letzten Dezennium in außerordentlicher Weise gewachsen. Während 1871 den 9,689,752 Ton. der Segelschiffe aller Nationen 1,715,176 Dampfertonnen oder, da 1 Dampfertonne = 3 Seglertonnen ist, 5,145,528 Dampfertonnen gegenüberstanden, weisen die Segelschiffe heute 12,834,027 T., die Dampfer aber 5,992,292, resp. 17,976,876 T. auf. Der gegenwärtige Stand der Dampferflotte aller Staaten wird durch die auf das Jahr 1885/86 bezügliche Tabelle (S. 492) veranschaulicht.

Es ist hierbei zu bemerken, daß die in den statistischen Werken enthaltenen Zahlen über den Dampferverkehr nur mit großem Vorbehalt aufzunehmen sind, da in dem vielfach abwechselnden Gemisch von Küstenfahrern und Schiffen langer Fahrt die Absonderungen nicht durchweg eingehalten sind und überhaupt die Divergenz der Quellen, aus denen die betreffenden statistischen Angaben geschöpft werden (Parlamentsvorlagen, Konsularberichte, kaufmännische und andre Veröffentlichungen), die erforderliche Übereinstimmung in den Grundlagen der statistischen Aufstellungen vermissen läßt. Als Dampfer langer Fahrt pflegt man solche zu bezeichnen, deren Rauminhalt größer als 50 englische Netto-Registertonnen ist, und nur solche sind in unsrer obigen Aufstellung berücksichtigt. Die besten und zuverlässigsten Nachweise über den Bestand an Seeschiffen werden aus den Schiffsregistern der Seetransport-Versicherungsgesellschaften geschöpft. An der Spitze dieser Register stehen das vom Bureau Veritas alljährlich herausgegebene, welches allerdings nur die Dampfschiffe mit 100 und mehr Registertonnen Raumgehalt anführt, und das vom Germanischen Lloyd jährlich herausgegebene „Internationale Register“.

Litteratur: Sax, Die Verkehrsmittel, Bd. 1 (Wien 1878); „Statistik des Deutschen Reichs“; Kiaer, Statistique internationale de la navigation maritime (Christian. 1881); Lindsay, History of merchant shipping (Lond. 1872–74, 4 Bde.); Peeble, Chronological history of steam-navigation (Philad. 1883); Zetzsch, Die Ozean-Dampfschiffahrt (Weim. 1885).

Dampfsparapparate, s. v. w. Kondensationswasserableiter.

Dampfspritze, s. Feuerspritze.

Dampfstrahlgebläse
Dampfstrahlpumpe
s. Injektor und Strahlapparate.

Dampfstraßenwalze (Dampfwalze). Während man zur Herstellung der Schotterstraßen früher ausschließlich schwere, von Pferden gezogene Walzen (Pferdewalzen) benutzte, verwendet man jetzt zu diesem

Dampfstraßenwalze.

Zweck vielfach mit Vorteil die Dampfstraßenwalzen, da dieselben bei geringern Kosten der Walzarbeit mehr als Pferdewalzen leisten und auch eine festere und glattere Oberfläche der Straßen zu stande bringen. Die Figur zeigt eine D. Dieselbe besteht aus einer Lokomobile mit dem Kessel A, der Feuerbuchse E, dem Führerstand U, dem Schornstein O, dem Dampfcylinder D und dem Schwungrad V. Getragen wird das Ganze von zwei Paaren sehr breiter Räder, deren hinteres (B)

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 4. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 493. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b4_s0493.jpg&oldid=- (Version vom 19.11.2022)