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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5

Analysen von Brauneisenerzen.
Bezeichnung Eisen­oxyd Man­gan­oxyd Thon­erde Kalk und Mag­nesia Phos­phor­säure Schwe­fel­säure Kiesel­säure Wasser
Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Proz.
Brauner Glaskopf von Hamm 85,57 1,25 0,57 12,63
Dichter Brauneisen­stein ebendaher 76,76 16,56 7,04 5,64
Bohnerz von Kandern 70,46 5,88 Spur 13,04 11,12
Linsenerz von Eßlingen in Baden 66,33 6,42 7,74 0,78 0,02 0,03 12,97 11,77
Bohnerz von Liptingen in Baden 57,32 1,68 0,13 0,32 Spur 30,64 12,70
Brauneisen­stein aus Algerien 48,25 24,73 2,33 3,75 0,08 0,09 11,35 9,80
Brauneisen­erz aus Südwales 59,05 0,09 Spur 0,53 0,14 34,40 6,38
Desgleichen von Spanien 78,80 0,65 3,50 Spur 0,07 5,55 11,65
Gelbeisen­stein von Ilmenau 74,96 1,82 1,32 2,51 15,67
Brauneisen­erz von Neubeuthen 43,15 0,72 2,40 0,75 21,93 31,05
Desgleichen von Rübeland 86,77 13,23
Sumpferz aus der Neumark 49,60 1,10 1,40 5,60 19,20 23,10
Seeerz von Småland 65,58 3,87 5,09 0,97 1,13 Spur 7,15 16,21
Analysen von Spateisen-, Thoneisen- und Kohleneisenstein.
Bezeichnung Eisen­oxy­dul Man­gan­oxy­dul Mag­nesia Kalk Koh­len­säure Kie­sel­säure und Gang­art Thon­erde Or­gani­sche Subs­tanz (Kohle etc.)
  Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Proz.
Spat­eisen­stein aus dem Siegen­schen 47,10 7,65 2,45 0,34 36,45 4,60
von Wölch in Kärn­ten¹ 43,83 7,31 2,44 35,12
aus dem Stahl­berg bei Müsen 47,96 9,50 3,12 39,50
aus Harz­gerode 52,30 9,76 1,01 0,67 36,27
von Linz a. Rh. 57,73 Spur 5,93 35,21 0,13
Thon­eisen­stein aus Ober­schle­sien 50,80 1,65 0,63 0,54 31,71 11,87 2,80
aus der Weser­gegend 47,26 0,36 5,11 3,74 35,67 7,67
Kohleneisen­stein aus Schottland² 40,77 0,72 0,90 26,41 10,10 17,38
¹ Enthält 11,30 Proz. Eisenoxyd; – ² enthält 2,72 Proz. Eisenoxyd und 1,00 Proz. Wasser.
Die verschiedenen Arten des Eisens.

Das aus den Erzen durch ein reduzierendes Verschmelzen erhaltene E. ist nie rein, sondern enthält 2–6 Proz. Kohlenstoff und wird Roheisen genannt; durch weitere Operationen wird es je nach Bedarf auf Stahl oder Schmiedeeisen verarbeitet. Das chemisch reine E. ist schwierig herzustellen, sehr weich und strengflüssig, so daß es in der Technik keine Anwendung findet; erst ein Gehalt an Kohlenstoff verleiht dem E. diejenigen Eigenschaften, welche es zum wichtigsten und nützlichsten aller Metalle und zum unentbehrlichen Hilfsmittel für die Existenz des Menschen machen. Roheisen, Schmiedeeisen und Stahl unterscheiden sich durch die Menge des in ihnen enthaltenen Kohlenstoffs. Roh- oder Gußeisen enthält 2–6 Proz., Stahl 0,6–2 Proz. und Schmiedeeisen 0,04–0,6 Proz. Kohlenstoff. Der Kohlenstoff kann in den technisch verwerteten Eisensorten in zwei verschiedenen Modifikationen enthalten sein, als chemisch gebundener (Cα) und als mechanisch beigemengter (Graphit; Cβ). Löst man weißes Roheisen, welches aus leicht schmelz- und reduzierbaren Eisenerzen erhalten wird, in Chlorwasserstoffsäure, so entweichen mit dem Wasserstoffgas die Dämpfe eigentümlich riechender Kohlenwasserstoffe, ohne daß sich dabei Kohlenstoff abscheidet; die Gesamtmenge des letztern ist im chemisch gebundenen Zustand vorhanden. Macht man mit grauem Roheisen, welches aus strengflüssigen Erzen erhalten wird, denselben Versuch, so scheidet sich ein Teil des Kohlenstoffs in schwarzen Blättchen als Graphit aus, während ein Teil wiederum als Kohlenwasserstoff entweicht; das graue Roheisen enthält also beide Modifikationen des Kohlenstoffs. Da der Gehalt an gebundenem Kohlenstoff im E. nicht konstant ist, sondern beträchtlich schwankt, so kann von einer eigentlichen chemischen Verbindung zwischen Kohlenstoff und E. nicht die Rede sein. Rammelsberg hält die Roheisensorten für isomorphe Mischungen (E., Kohlenstoff und Silicium kristallisieren regulär) und erklärt daraus das Schwanken der Zusammensetzung. In der Neuzeit teilt man die verschiedenen Eisensorten in folgender Weise ein:

Technisch verwertetes kohlenstoffhaltiges Eisen.
Roheisen Schmiedbares Eisen
mit 2–6 Proz. Kohlenstoff (Ferromangane enthalten bis zu 7 Proz.); verhältnismäßig leicht schmelzbar und nicht schmiedbar. enthält weniger als 2 Proz. Kohlenstoff, ist schmiedbar u. schwerer schmelzbar als Roheisen.
Stahl
mit 0,6–2 Proz. Kohlenstoff; ist härtbar.
Schmiedeeisen
mit 0,04–0,6 Proz. Kohlenstoff; nicht härtbar.
Graues Roheisen.
Der Kohlenstoff ist größten­teils als Graphit zugegen.
Weißes Roheisen.
Graphit ist nicht oder nur in geringer Menge vorhanden.
Schweiß­stahl,
im nicht­flüssigen Zustand erhalten (Frisch-, Puddel- u. Zement­stahl).
Flußstahl,
im flüssigen Zustand erhalten (Bessemer-, Martin- und Gußstahl).
Schweiß­eisen,
im nicht­flüssigen Zustand erhalten (Frisch- und Puddel­eisen).
Fluß­eisen,
im flüssigen Zustand erhalten (Bessemer- und Martin­eisen).
I. Roheisen und seine Gewinnung.
(Hierzu Tafel „Eisen I und II“.)

Im Altertum war das Roheisen nicht bekannt; man stellte aus den Erzen durch ein reduzierendes Verschmelzen in Gruben oder Herden direkt schmiedbares E. her, wobei man je nach der Natur der Erze ein mehr schmiedeeisen- oder mehr stahlartiges Produkt erhielt. Erst im Mittelalter lernte man das Roheisen kennen,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0406.jpg&oldid=- (Version vom 29.4.2024)