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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5

Zusammensetzung der verschiedenen Roheisensorten.
Bezeichnung Gesamt­kohlen­stoff
C α + β
Gebun­dener Kohlen­stoff C α Gra­phit C β Sili­cium Phos­phor Schwe­fel Man­gan Ku­pfer Ei­sen Bemerkungen
Weißes Roheisen. Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Proz.  
Spiegel­eisen:                  
Hochdahl in Siegen 5,040 0,410 0,080 5,750 0,160 88,560  
Vulkan bei Duisburg 4,770 0,090 0,280 0,012 18,700 0,118 76,030  
Gleiwitz 3,490 3,060 0,430 1,290 0,950 0,100 2,990  
Müsen 4,010 1,040 0,040 Spur 9,380 0,160  
Strahliges Eisen:                  
Neuberg 3,123 0,616 0,036 0,045 1,820 0,155 94,205  
Vordernberg 5,050 5,050 0,830 Spur 2,000  
Eisenerz
3,830 0,410 0,040 0,020 0,980 94,680 großluckige Flossen
3,009 0,265 0,073 0,011 0,453 96,189 kleinluckige Flossen
Gares, gewöhn­liches Weißeisen:                  
Schwechat 2,830 0,520 0,184 0,085 2,670 93,711  
Mägdesprung 2,550 1,510 1,040 0,250 0,180 0,050 3,720 0,060  
Luxemburg 2,100 0,910 1,820 0,080 0,220 94,870  
Graues Roheisen.                  
Gießerei­eisen:                  
Oberhausen 3,540 0,260 3,280 2,450 0,980 0,011 0,180 0,060 92,400  
Dortmunder Union 3,590 0,190 3,400 2,450 0,990 0,035 1,480 0,039 91,100  
Steele (Phönix) 3,650 0,490 3,160 2,110 0,850 0,021 0,970 0,040 92,000  
Duisburg 3,540 0,540 3,000 1,470 0,710 0,018 0,840 0,047 93,350  
Hörde 3,540 0,490 3,050 1,160 1,070 0,019 1,010 0,103 92,850  
Ilsenburg 4,300 0,532 3,768 0,432 Spur 0,151 1,426 93,691 mit Holzkohlen erblasen
Bessemer­roheisen:                  
Steirisches Roheisen 3,930 0,750 3,180 1,960 0,040 0,018 3,460 0,085 desgleichen
Hörde 3,5–4 2,5–4,5 0,05–0,15 0,100 3,0–7,0  
Westanfors (Schweden) 5,052 3,342 1,710 0,748 0,031 0,005 3,119  
Thomaseisen enthält 2,5–3,5 bis 1,0 2,0–3,0 bis 0,1 2,0–2,5  

(meist in Form von Spiegeleisen) wieder höher gekohlt. Man ist dadurch weit besser als früher im stande, Schmiedeeisen oder Stahl von bestimmter Qualität herzustellen.

A. Schmiedeeisen.

Das Schmiede- oder Stabeisen, dessen Hauptunterschiede vom Roheisen bereits oben aufgeführt sind, wird in seinen Eigenschaften besonders durch den Kohlenstoffgehalt, die Anwesenheit fremder Beimengungen und die Art der mechanischen Bearbeitung beeinflußt. Hinsichtlich des Kohlenstoffgehalts unterscheidet man weiches, sehniges E. mit 0,02–0,2 Proz. und hartes oder Feinkorneisen mit bis 0,5 Proz. Kohlenstoff und darüber. Gutes Schmiedeeisen zeigt in der zu einem dicken Stab zusammengeschlagenen Luppe (s. unten) ein körnig-eckiges, kristallinisches Gefüge. Beim Ausrecken geht das Korn bei kohlenstoffarmem, weichem E. in Sehne über, während bei kohlenstoffreicherm, stahlartigem E. das Korn meist nur feiner wird und zur Sehnenbildung wenig geneigt ist. Das Feinkorneisen ist fester und härter als das sehnige, und beide finden für verschiedene Zwecke Anwendung. Durch anhaltende Erschütterungen wird sehniges E. kristallinisch und brüchig (Kettenbrücken, Eisenbahnwagenachsen etc.). Beim Erhitzen zeigt das Schmiedeeisen bei 200–400° C. wechselnde Anlauffarben, beginnt bei 525° C. zu glühen, zeigt bei 1000° Kirschrotglut und bei 1300° Weißglut, in welchem Zustand sich zwei aufeinander gelegte Stücke durch Druck (Hämmern oder Walzen) ineinander kneten (schweißen) lassen, was dadurch begünstigt wird, daß man die Oberfläche mit Oxydation verhindernden Substanzen (Schweißsand) bestreut: saftige Schweißhitze. Geschieht dies nicht, so verbrennt in der sogen. trocknen Schweißhitze leicht Kohlenstoff, und man erhält ein unregelmäßig grobkörniges, stark glänzendes, sehr brüchiges Produkt (verbranntes E.), dessen Oberfläche sich mit Eisenoxyduloxyd (Fe3O4, Hammerschlag, Glühspan) überzieht. Feinkorn schweißt früher als sehniges E. Bei Temperaturen von 1800–2250° C. schmilzt das Schmiedeeisen. Eine solche Temperatur läßt sich in gewöhnlichen Apparaten zur Eisendarstellung (Herden, Flammöfen) nicht erzeugen, wohl aber beim Bessemerprozeß.

Das Verhalten (Festigkeit, Schweißbarkeit etc.) des Schmiedeeisens in der Hitze und bei gewöhnlicher Temperatur wird durch fremde Beimengungen mehr oder weniger geändert. Durch einen geringen Schwefelgehalt (0,01 Proz. und weniger) verliert dasselbe an Schweißbarkeit und Festigkeit in der Hitze (Rotbruch), es zeigen sich bei der Bearbeitung Kantenrisse und bei größerm Schwefelgehalt auch Längsrisse. Phosphor erhöht die Härte und die Schweißbarkeit, erniedrigt den Schmelzpunkt, zeigt aber einen nachteiligen Einfluß auf die Festigkeit des Eisens bei gewöhnlicher Temperatur, wenn erheblichere Mengen von Phosphor zugegen sind (Kaltbruch); häufig läßt sich phosphorhaltiges E. im glühenden Zustand noch gut bearbeiten, während dies in der Kälte nicht mehr möglich ist. Die Schädlichkeit des Phosphors wächst mit dem Kohlenstoffgehalt, und ferner ist Flußeisen empfindlicher gegen Phosphor als Schweißeisen. Kohlenstoffarmes Schweißeisen kann bis zu 0,8 Proz. Phosphor enthalten, ohne kaltbrüchig zu sein, während man bei Flußeisenschienen die zulässige Grenze auf 0,1 Proz. setzt. Kaltbrüchiges E. besitzt ein kristallinisches, stark glänzendes, geschichtetes Gefüge, während das sich ähnlich verhaltende sogen. verbrannte E. unregelmäßig grobkörnig ist und sich durch saftige Schweißhitze verbessern läßt, was beim phosphorhaltigen E. nicht der Fall ist. Silicium erhöht die Härte, Sprödigkeit und Schmelzbarkeit, vermindert

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0413.jpg&oldid=- (Version vom 29.4.2024)