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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9

  Zeittafel der Kirchengeschichte (9. bis 12. Jahrhundert). 3


Welt, Kirche und Staat Innerkirchliches, Verfassung und Kultus Wissenschaft und Lehrbildung; Opposition
Die mittelalterliche Papstkirche bis zu ihrem Triumph unter Innocenz III.
1) Neubegründung des Kaisertums und neue Rechtsstellung des Papsttums.
800 Kaiserkrönung Karls d. Gr. Seither erstrebte Zusammenfassung der abendländischen Völker unter dem Kaisertum (bleibt zuletzt Theorie) und Papsttum (wird mit der Zeit Wirklichkeit). Verbindung von Kirche und Staat im karolingischen Reich. Reichstage = Synoden.  
Verfrühte Kulturblüte. Klosterschulen: Alkuin, Hrabanus Maurus, Walafried Strabo. Verdeutschung des Christentums in der Litteratur: „Heliand“ und „Krist“.
Neues Kirchenrecht auf Grund von Fälschungen: Donatio Constantini (Begründung des Kirchenstaats) und der Isidorischen Dekretalen (Konzentration der Kirche im Papsttum, Zurückstellung der Metropoliten, Unabhängigkeit des Klerus vom Staat).
826 Harald von Jütland getauft. Mission des Ansgar in Jütland und Schweden. Bistum Hamburg und Bremen.
Erster Abendmahlsstreit (Paschasius und Ratramnus), Vergöttlichung der Jungfrau Maria, Prädestinationsstreit (Gottschalk). Einführung der spekulativen Mystik durch Johannes Scotus Erigena.
Papst Nikolaus I. 858–867 bewährt die päpstliche Machtstellung gegen Lothar II. von Lothringen, den Metropoliten Hinkmar von Reims und den Patriarchen Photius von Konstantinopel.
862 Cyrillus und Methodius bekehren die Mähren.
867–869 Erster Bruch zwischen Rom (Nikolaus I.) und Konstantinopel (Photius).
871–901 Alfred d. Gr. in England.
904–962 Pornokratie. Niedergang des Papsttums. Verwilderung des Klerus und Mönchtums.
2) Erhebung des Kaisertums über das Papsttum.
902 Kaiserkrönung Ottos I. Deutsch-römisches Reich. 963 Synode zu Rom. Der Kaiser bestätigt die Schenkungen, wahrt sich aber das Bestätigungsrecht bei Papstwahlen. Das Papsttum abermals in den Händen italienischer Faktionen: Crescentius. Neue Bildungstriebe. Ottos I. Bruder Bruno; Ratherius von Verona. Blüte der Wissenschaften im arabischen Spanien (Cordova). Paulicianer nach Thrakien verpflanzt.
966 Micislaw von Polen getauft.
967 Wiederherstellung des Christentums in Böhmen.
972 Einführung des Christentums in Ungarn.
980 Begründung des Christentums in Rußland. 991 Synode zu Reims. Fränkischer Klerus gegen Papsttum. Reform des Mönchtums und des Papsttums von Cluny aus.
997–1038 Stephan der Heilige in Ungarn. Christentum in Siebenbürgen und der Walachei. 999–1008 Der gelehrte Papst Silvester II.
Das Papsttum in den Händen der Grafen von Tusculum. Älfric von Canterbury, Notker von St. Gallen, Fulbert von Chartres.
1002–24 Kaiser Heinrich II., der Heilige.
Einführung bes Christentums in Schweden und Norwegen, Befestigung in Dänemark durch Knut d. Gr. Bogomilen (entstanden aus Paulicianern und Massalianern) im oströmischen Reich.
1041 Gottesfriede (Treuga Dei).
1046 Synode von Sutri. Heinrich III. besetzt den päpstlichen Stuhl.
1039–56 Kaiser Heinrich III.
3) Erhebung des Papsttums über das Kaisertum.
1048–54 Leo IX. eröffnet die Reihe der Papae Hildebrandini. 1054 Endgültiger Bruch zwischen Rom und Konstantinopel. Berengar von Tours, Zweiter Abendmahlsstreit. Lanfranc und seine theologische Schule zu Bec.
1056–1106 Kaiser Heinrich IV. 1059 Neue Form der Papstwahl. Macht der Pataria. Marienkultus, Rosenkranz, Flagellanten, Cölibat.
1058–61 Nikolaus II. Peter Damiani.
1073–85 Gregor VII. Kampf gegen Simonie. Adam von Bremen, Lambert von Hersfeld. Katharer in Norditalien.
Gregorianisches Kirchenrecht mit neuen Fälschungen: Universalmonarchie des Papstes mit dem Recht, weltliche Fürsten abzusetzen.
1077 Heinrich IV. in Canossa. Anfänge der römischen Rechtsstudien in Italien. Ausbildung der Scholastik in Frankreich: der Realist Anselm von Canterbury, der Nominalist Roscellin, der Neuerer Abälard. Romanische Mystik vertreten durch Bernhard von Clairvaux und die Viktoriner (Hugo, Richard, Walter).
1088–99 Urban II.
1096–99 Erster Kreuzzug. Streit zwischen Heinrich I. von England und Erzbischof Anselm.
1122–56 Petrus Venerabilis in Cluny. Grammont, Citeaux, Clairvaux. Kartäuser und Prämonstratenser. Geistliche Ritterorden.
1099–1118 Paschalis II.
1106–25 Heinrich V.
1122 Wormser Konkordat: Verzicht des Kaisertums auf geistliche Hoheitsrechte.
1140 Fest der unbefleckten Empfängnis. Griechische Theologen: Euthymius Zigabenus, Eustathius von Thessalonich.
1123 Erste Lateransynode: Übergewicht der Kirche. Blüte des romanischen Kirchenbaues. Studium generale in Paris: Anfänge des Universitätswesens.
Die Stürmer Peter von Bruys und Arnold von Brescia.
1138–52 Konrad III. in Deutschland. Beginn des Kampfes zwischen Guelfen und Ghibellinen. Otto von Freising.
Begründung des kanonischen Rechts durch Gratianus. Die Sententiarier Petrus Lombardus, Alanus ab Insulis. Sieben Sakramente.
1142–62 Heinrich der Löwe. Christianisierung der Slawen. Infolge der Kreuzzüge weiteres Steigen der päpstlichen Macht, aber auch des Heiligen- und Reliquiendienstes, des Ablaßwesens.
1147–49 Zweiter Kreuzzug.
1152–90 Kaiser Friedrich I.
1154–59 Hadrian IV. Beginn des Kampfes zwischen dem Papsttum und den Hohenstaufen. Geistliche Ritterorden in Spanien.
1164 Synode von Clarendon. Streit zwischen Heinrich II. von England und Thomas Becket.
1157 Erich der Heilige in Schweden christianisiert die Finnen.
1159–81 Alexander III. 1179 Drittes Laterankonzil. Die Waldenser. Apokalyptische und pantheistische Regungen: Joachim von Floris, Amalrich von Bena.
1187 Eroberung Jerusalems durch Saladin.
1189–92 Dritter Kreuzzug.
1198–1216 Innocenz III.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 749c. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b9_s0749c.jpg&oldid=- (Version vom 7.3.2023)