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106 Ortsbeschreibung.


Die Zahl der Familien war 1846 746; die der Ehen 572, wonach auf 1 Ehe 6,4, auf 1 Familie 4,9 Angehörige treffen. Nach dem Durchschnitt der 10 Jahre von 1836/46 kamen jährlich 143,5 Geburten vor, worunter 14,2 uneheliche waren. Es kommen somit auf 1000 Angehörige 41,7 Geburten (oder 1 Geburt auf 24 Einwohner). Unter 100 Geburten befanden sich 9,9 uneheliche, oder die unehelichen verhalten sich zu den ehelichen wie 1 : 9,1.

Gestorben sind nach dem erwähnten 10jährigen Durchschnitt jährlich 105,1; es kommen hienach auf 1000 Angehörige 30,5 Sterbefälle (oder 1 Todesfall auf 32,8 Lebende), und zwar auf 1000 Personen männlichen Geschlechts 32,3, auf 1000 Personen weiblichen Geschlechts 28,8 Sterbefälle.

Auf 100 Sterbefälle treffen 136,5 Geburten.

Der natürliche Zuwachs zur Bevölkerung betrug von 1836 bis 1846 384 Köpfe (204 männliche, 180 weibliche); die Zunahme durch Einwanderung 43 (11 männliche, 32 weibliche), der Zuwachs im Allgemeinen 427 (215 männliche, 212 weibliche).

Die Anzahl der Übersechzigjährigen betrug am 3. Dec. 1846 238 (115 männliche, 123 weibliche); es kommen daher auf 1000 Einwohner 65 Personen dieser Altersklasse, während auf dieselbe Anzahl im Oberamt 70, im ganzen Lande 76 kommen.

Der Gesundheitszustand der Einwohner ist im Allgemeinen ein günstiger, was hauptsächlich in der guten Luft seinen Grund haben mag, die schon seit Jahrhunderten eine besondere Celebrität erlangt hatte, indem ihr zu Liebe sich die Grafen und Herzoge von Württemberg zu Zeiten der Pest öfters nach Böblingen flüchteten (s. unten). Der Menschenschlag ist kräftig und im Allgemeinen wohlgebaut. Die Tracht ist vorherrschend die städtische, obgleich der eigentliche Bauer seinen Lederhosen und dem dreieckigen Hut immer noch treu bleibt. Was den Charakter betrifft, so sind die Ortseinwohner durchschnittlich aufgeweckt, fleißig und sehr betriebsam, der Feldbautreibende steht zwar hinsichtlich der Bildungsstufe noch etwas unter dem sehr verständigen und aufgeklärten Gewerbsmann; übrigens zeugen für die Bildungsfähigkeit Aller die guten Fortschritte der Kinder in den Schulen.

Von ausgezeichneten Männern, welche die Stadt hervorbrachte, sind zu nennen:

Hans Ernst von Böblingen, ein geschickter Bildschnitzer, welcher im Jahre 1490 die Chorstühle der Stuttgarter Spitalkirche fertigte.[1] Ohne Zweifel sind auch die Chorstühle in den Kirchen


  1. Nach folgender in die Chorstühle eingeschnittenen Inschrift: „1490 hat Hans Ernst von Beblingen dieses Werk gemacht.“
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen106.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)