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2. Aidlingen. 125


noch Namen erhalten, die an den Aufenthalt der Römer lebhaft erinnern, z. B. 1/2 Stunde nördlich von Aidlingen ein Hügel, über den die Römerstraße zieht, welcher heute noch der Venusberg genannt wird. Etwa 1/4 Stunde westlich vom Ort heißt ein Felddistrikt „die Zimburg,“ von der übrigens Niemand wissen will, daß je eine Burg hier gestanden sey, was vermuthen läßt, daß die Römer daselbst einen festen Punkt gehabt haben, dessen Spuren längst vergangen sind. Nach der allgemeinen Volkssage soll Aidlingen früher auf den sogenannten Lehmthaläckern gestanden seyn, man findet daselbst noch Bruchstücke von Backsteinen etc., die aber durch den vieljährigen Bau dieser Güter schon so abgerundet und klein geworden sind, daß aus ihnen nichts bestimmtes mehr gefolgert werden kann. Von dieser Stelle geht eine alte Straße (vermuthlich eine römische) gegen Süden (s. den allg. Theil), so daß man hier einen ehemaligen römischen Wohnplatz vermuthen könnte, um so eher, als die Lage ganz für eine solche geeignet wäre. Im Jahre 1848 fand man im Ort selbst, beim Graben eines Kellers 6′ unter der Oberfläche ein weibliches Gerippe, das eine schön gearbeitete broncene Armspange am Armknochen hatte, welche von dem damaligen Oberamtmann Stetter in Böblingen dem württembergischen Alterthumsvereine übergeben wurde. Bei Erbauung des neuen Schafhauses und schon früher in der Nähe desselben, ist man auf menschliche Gerippe gestoßen, die in bloßer Erde lagen und häufig Perlen von Gagat und andere Gegenstände bei sich hatten. Die Volkssage will hier einen alten Kirchhof wissen. In dem 1/4 Stunde südlich von Aidlingen gelegenen Staatswald „Frohnhalde“, wo nach der Sage ein Mönchskloster gestanden seyn soll, wird ein unbedeutender zwischen zwei Einteichungen liegender Terrainvorsprung „der Mönchgarten“ genannt. Eine Nachgrabung, welche der Verfasser hier vornehmen ließ, brachte eine etwa 30′ lange und 4′ hohe Grundmauer zu Tage. Außer dieser fand man Fragmente von einem rothen Estrichboden, viele auffallend kleine, mit Nagellöchern versehene Hohlziegel, eine Menge Bruchstücke von meist viereckigen, mitunter auch cylinderförmigen Gefäßen, letztere von grauem Thon mit erhabenen Streifen versehen. Einzelne derselben waren von ganz schwarzem Thon, andere außen roth und im Bruch schwarz, wie sie häufig in altalemannischen Grabhügeln gefunden werden.

Aidlingen, alt Ötlingen (Otelingen 843 Sept. 1., Othelingen 1275 April 17. in einer Sindelfinger Urkunde, Ötilingen 1294 Oct. 6. in einer Bebenhauser Urkunde) wird jetzt so wie der Bach Aid, woher der Name kommt, nach der Bauernaussprache geschrieben.

Der Ort gehörte zur Pfalzgrafschaft Tübingen; im Jahr 1334


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen125.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)