Seite:OABoeblingen126.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
126 Ortsbeschreibung.


Febr. 23. bei der Theilung zwischen den Pfalzgrafen Konrad und Rudolph wurden die Leute zu Aidlingen unter anderen dem letzteren zugetheilt.

Unter diesem pfalzgräflichen Hause stund in Dienstmannsverhältnisse der hiesige Ortsadel; H. Rufus de Othelingen dictus Cobirer, welcher 1275 April 17. ein Gut an Stift Sindelfingen verkaufte, war ein Dienstmann Graf Rudolphs von Tübingen.

Früher war allhier das Kloster Reichenau im Besitz von Gütern und Einkünften, deßgleichen vom Kirchensatze; der Abt dieses Klosters, Walafried, zählte im Jahr 843 unter seinen Einkünften zehn Haspel Hanf auf, welche von Aidlingen jährlich geliefert werden mußten (Dümge Reg. Badens. 70). Die Nutzung eines Kl. Reichenauer Besitzes war indeß schon im 13. Jahrhundert an die Pfalzgrafen von Tübingen übergegangen; wenigstens urkundete 1271 Oct. 8. der Pfalzgraf Rudolph, daß er solche gegen eine jährliche Abgabe von sechs Mark Silber erhalten habe. (Crus. Annal. 3, 127.)

Bald nach 1351 kam der Kirchensatz nebst einem Frohnhof, welch’ letzteren Burkhard von Bondorf dem Abt Eberhard von Reichenau am 21. Juni 1355 um 600 Pfd. Heller abkaufte, an die Herren von Bondorf.

Von Burkard und Otto von Bondorf erkauften die Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg am 23. April 1365 um 955 Pfd. Heller diesen Kirchensatz, wie solcher von dem Abt von Reichenau an genannte Herren von Bondorf gekommen, auch den Hof und die Güter, welche ihr (der Bondorfer) Vater den von Hausen abgekauft, nebst einigen Gülten und dem Haus im dasigen Kirchhof. Die Ortshoheit selbst scheint gleichfalls in dem 14. Jahrhundert von den Pfalzgrafen von Tübingen an die Grafen von Württemberg übergegangen zu seyn; im Jahr 1436 verschrieb den Ort Graf Ludwig von Württemberg seiner Gemahlin Mechtild.

Die Pfarrei wurde im Jahr 1489 dem neuen Stift zu Tübingen einverleibt (Gabelk.), doch erhielt Aidlingen bald wieder einen eigenen Pfarrer (Binder 880).

Die Bewidmung einer hiesigen Frühmeß bestätigten den 23. Dec. 1351 Eberhard Abt von Reichenau als Patron und Johannes von Honberg als Kirchherr zu Aidlingen. Eine Pfründe zu unser Frauen stifteten im Anfang des 15. Jahrhunderts Pfaff Hans Kratzer, Pfarrer zu Gärtringen.

b) Lehenweiler ein 1/2 Stunde nördlich vom Mutterort gelegener Weiler mit 210 evangelischen Einwohnern, verdankt seine Entstehung dem Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg († 1733) welcher vier Reitern aus seiner Garde sich hier anzusiedeln erlaubte. Der kleine, nur aus zwei Reihen Häuser bestehende


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen126.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)