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10. Ehningen. 165


1 Schulmeister, 1 Unterlehrer und 1 Lehrgehilfe. Die hier bestandenen Industrie- und Kleinkinder-Schulen sind seit 2 Jahren eingegegangen. Beinahe in der Mitte des Dorfes steht das 1844 mit einem Aufwand von 13.000 fl. im modernen Rundbogenstyl geschmackvoll erbaute Rathhaus mit Thürmchen und Balkon. Das alte Rathhaus wurde niedergerissen und dadurch die Hauptstraße namhaft erweitert und verschönert. Ein Gemeindebackhaus besteht seit 1838.

Südöstlich vom Ort auf der linken Seite der Würm liegt in der Thalebene das Freiherrlich von Breitschwert’sche Schloß mit seinen Nebengebäuden. Das Ganze bildet ein längliches Viereck, die Grundform der ehemaligen festen Burg, von der noch die 5′ dicken Ringmauern, an welche die gegenwärtigen Gebäude angebaut wurden, stehen geblieben sind. In der nordöstlichen Ecke des Vierecks steht das im Mansardenstyl erbaute Schloß, an dieses lehnt sich, die nördliche Seite bildend, ein ländliches Wohngebäude an, die übrigen Seiten sind bis auf einen kleinen Rest der noch freien Mauer mit Ökonomiegebäuden und Stallungen besetzt. Das Ganze schließt einen namhaften Hofraum ein und ist von einem Graben umgeben, über den eine Brücke zu dem an der Nordseite befindlichen Eingang in den Hof führte (das Weitere s. unten). Die Anlage der Burg in der Thalebene, an keinem von Natur festen Punkte, die viereckige kastellartige Form derselben und der Umstand, daß zunächst an ihr eine römische Heerstraße vorüber zog, sprechen entschieden für das hohe Alterthum dieser Befestigung, die ohne Zweifel von den Römern zur Sicherung des Thalübergangs hier angelegt wurde. (Über die zweite Burg s. u. S. 170.)

Die kräftigen mitunter groß gewachsenen Einwohner leben mäßig und eingezogen. Sie sind fleißig, stolz, wißbegierig, nachdenkend und lesen viel; ein besonderer Vorzug ist ihre Reinlichkeit in den Häusern. Ihre Vermögensumstände sind in Vergleichung mit andern Orten vortheilhaft, dabei sind sie gute Zähler und ein Presser im Ort gehört zu den Seltenheiten. Die Hauptnahrungsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht, beides wird mit Umsicht und Fleiß betrieben; zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie die Einführung des Hohenheimer Pflugs, die Anlage vortheilhafter Dungstätten u. s. w. haben längst Eingang gefunden. Die Güter der Gemarkung liegen ziemlich eben und haben einen tiefgründigen, fruchtbaren Diluviallehmboden, der durch gewöhnlichen Dünger und Gyps erhalten und verbessert wird. Im System der Dreifelderwirthschaft werden die gewöhnlichen Cerealien, besonders viel Dinkel und Hafer gebaut. Die Aussaat des Dinkels beträgt 7–8 Simri und der durchschnittliche Ertrag


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen165.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)