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10. Ehningen. 171


die Prinzessin diesen Wohnsitz, worauf die Einwohner von Ehningen in das Schloß ihre Habe vor dem Feinde flüchteten. Es scheint sogar, daß in dieser Zeit der Verwirrung der Ostsschultheiß Gräber sich in den unrechtmäßigen Besitz desselben gesetzt habe; es hatte wenigstens eine gerichtliche Untersuchung zur Folge, als die Erben des Schultheißen im Jahre 1644 das Gut an Wilhelm Bidenbach von Treuenfels († 1671) für 1450 fl. verkauften. Bidenbach erhielt indeß dasselbe im Jahre 1652, Dec. 10., vom Herzog Eberhard III. als Belohnung für treu geleistete Dienste. Im Jahre 1681 verkauften die Enkel dieses Bidenbach das Schloß, bei welchem jedoch nur noch 7 Morgen Wiesen und 24 Morgen Wald sich befanden, an den Lehensbesitzer des obern Schlosses, Phil. Leonhard von Breitschwert, dessen Wittwe es 1714 an den württembergischen Brigadier, Johann Nicola von Hermann zu Hermensdorf, veräußerte. Die Söhne desselben verkauften es 1726, April 27., um 6500 fl. an den württembergischen Premierminister Grafen Friederich Wilhelm von Grävenitz, Bruder der berüchtigten Landhofmeisterin. Als der letzteren Glücksstern unterging, wurde 1735 dem Oberamt Böblingen befohlen, die in diesem Schlosse befindlichen Effekten des Grafen in Beschlag zu nehmen, weil er flüchtig geworden sey. Die herzogliche Kammerschreiberei zog das Schloß (nach dem Landbuch von 1744 ein nicht collektables Gut, wozu 14 Mannsmad Wiesen gehörten) an sich und verkaufte es an vier Bürger von Ehningen, welche dieses Denkmal von Schickards Baukunst abbrachen.

Der Kirchensatz in Ehningen ging ursprünglich von den Pfalzgrafen von Tübingen zu Lehen; im Jahre 1377, Juli 4., stellte Heinrich der Sölr dem Pfalzgrafen Conrad einen Lehenrevers hierüber aus. Von dem Hause Tübingen ging dieses Activlehen an Württemberg über, welches z. B. 1393 hierüber die Belehnung ertheilte. Im Jahre 1450, 12. März, verkaufte Eberhard Sölr, welcher 1444, Juli 24., den St. Nicolausaltar bewidemt hatte, den Pfarrsatz an Kloster Güterstein, welchem Württemberg denselben eignete, und welches sofort im Jahre 1451 die Kirche incorporirte.

Die bereits erwähnte Carthause Güterstein machte noch in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts weitere Erwerbungen, namentlich erhielt sie 1468, September 26., und 1472, April 24., von der Erzherzogin Mechtilde und deren Sohn aus erster Ehe, Graf Eberhard in Bart, das Wasser und die Fischenz, und 1484, Aug. 5., erkaufte sie hiesige Güter um 450 Pfund Heller von Hans Hüpp von Eßlingen und seiner Gattin Juliane Sölrin von Richtenberg. – Dem Stift Sindelfingen wies Pfalzgraf Rudolf von Tübingen am 17. Juli 1268 Einkünfte von seinen hiesigen Gütern an.


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen171.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)