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17. Sindelfingen. 213


Nördlich der Kirche steht der herrschaftliche Fruchtkasten (ehemals Klosterkasten), ein großer massiver Bau, dessen hohes Dach die übrigen weit überragt. Westlich von dem Fruchtkasten befindet sich die von Holz erbaute Zehentscheuer; diese und noch einige andere früher zum Kloster gehörigen Gebäude sind nebst dem Klosterhof und dem ausgedehnten Klostergarten mit einer meist noch erhaltenen Mauer umfriedigt und zeugen genügend von der Bedeutung und Wohlhabenheit des ehemaligen Chorherrnstifts. [1]

Außer den schon angeführten Klostergebäuden sind ebenfalls Eigenthum des Staats: 1) das in der Vorstadt an der Straße von Böblingen nach Maichingen gelegene Stadtpfarrhaus, ein altes, schon 1579 um 1400 fl. erkauftes Gebäude; 2) das gut eingerichtete Diaconathaus, welches früher zu den Klostergebäuden gehörte, und frei und angenehm ganz in der Nähe der Kirche steht. Eine zweite massiv gebaute Zehentscheuer befindet sich am obern Thor und eine dritte nebst Fruchtkasten (früher Universitätsscheuer) in der unteren Gasse.

Von Gemeindegebäuden sind zu nennen:

1) Das Rathhaus, 1843/44 im modernen Rundbogenstyl auf der Stelle des frühern Begräbnißplatzes neu erbaut. Das massive dreistockige Gebäude ist eine besondere Zierde der Stadt und wird wohl unter den Rathhäusern des Bezirks die erste Stelle einnehmen. Im sogenannten Bürgersaale ist ein gutes Ölgemälde ausgehängt, welches früher unbeachtet in der Kirche lag; es enthält die Brustbilder der regierenden Herzoge von Württemberg von Eberhard im Bart bis Eberhard III. In demselben Saale befinden sich 5 ziemlich gute Glasgemälde, welche von dem alten Rathhause dahin gebracht wurden. Sie sind aus der Mitte des 16. Jahrhunderts und enthalten das Sindelfinger Stadtwappen, das Wappen eines Thomas Löcher von Baberg, ferner die Abzeichen der Bauern, der Weingärtner und der Töpfer.

2) Das Schulhaus, 1790 in der Nähe der Kirche erbaut; in ihm befinden sich die lateinische, die Real- und die lateinische Elementarschule, ferner 4 deutsche Schulzimmer, die Wohnungen des Präceptors und des Elementarlehrers.

3) Das alte Rathhaus, in welchem gegenwärtig 2 Schulzimmer und die Wohnungen für 2 Unterlehrer eingerichtet sind, liegt mitten in der alten Stadt; es wurde nach einer an der südwestlichen Ecke angebrachten Jahreszahl 1478 erbaut und trägt noch das entschiedene Gepräge eines mittelalterlichen Gebäudes.


  1. Über die Inschrift am Eingang in den Klosterhof s. unten.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen213.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)