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17. Sindelfingen. 215


Mit gutem Trinkwasser, welches aus 2 laufenden und 16 Zieh-Brunnen gewonnen wird, ist die Stadt hinreichend versehen. Von den laufenden Brunnen befindet sich der eine im Klosterhof, der andere, der vierröhrige Marktbrunnen mit dem lebensgroßen, steinernen Standbilde Herzog Ulrichs, in der Vorstadt an der Maichingerstraße.[1] Im Jahr 1831 wurde ein artesischer Brunnen erbohrt, der sehr gutes Wasser liefert, übrigens nicht ganz zu Tage geht und deßhalb als Ziehbrunnen benützt werden muß. Hinsichtlich des Mineralbrunnens im Klosterhof verweisen wir auf den allgemeinen Theil. Überdieß fließt noch durch die untere Vorstadt die Schwippe und an der östlichen Seite der Stadt der Sommerhofenbach, welcher hinter dem ehemaligen Klostergarten zu einem 5 Morgen 7 Ruthen großen Weiher geschwellt wird. Früher gehörte der See zum Kloster, jetzt ist er Eigenthum des Seemüllers, der ihn als Reservoir für seine Mühle benützt und Karpfen und Hechte in demselben zieht.

Die sehr namhafte Markung der Stadt hat von Osten nach Westen eine Länge von 31/4 Stunden und beinahe durchgängig eine Breite von 11/4 Stunden. S. Tabelle Nr. II. Die Feldgüter sind mit Ausnahme der östlich und südöstlich von der Stadt gelegenen, meist eben und haben im Allgemeinen einen sehr fruchtbaren, tiefgründigen Diluviallehmboden; nur die Vorberge der Keuperterrasse, wie die Burghalde, der Goldberg, die unteren Gehänge des Marterthals etc. zeigen häufig einen magern Keupermergel oder einen schweren, etwas kalten rothen Thonboden. In den wiesenreichen Thalgründen lagert Torf und Moor. Das Klima ist gesund aber ziemlich rauh, scharfe, vom Schwarzwald herziehende Winde sind häufig und durch das Marter- und das Sommerhofen-Thal werden stets etwas heftige Luftströmungen erhalten. Frühlingsfröste schaden daher nicht selten den Obstbäumen und den feineren Gewächsen; die Erntezeit tritt um 6–8 Tage später ein, als in der Umgegend. Hagelschlag kommt selten vor.

Auf der Markung wird im sogenannten Spitzholz grobkörniger Keupersandstein gebrochen, welcher überhaupt, besonders in den Stadtwaldungen häufig ansteht und nöthigen Falls abgebaut werden könnte. Töpferthon gräbt man in den Gemeindewaldungen, und Lehm für die Ziegelei zunächst der Stadt. Von besonderer Erheblichkeit ist aber der Torf, welcher in einem sanft eingeteichten Wiesengrund 1/4 Stunde westlich der Stadt abgebaut wird.


  1. Im Jahr 1544 ist der Marktbrunnen gemacht und 1558 das Wasser von dem Schellert in diesen Brunnen geführt worden; 1583 Sept. 7. wurde das Bild auf gedachtem Brunnen erneuert. (Löher S. 269.)
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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen215.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)