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Jagstthal mit Vorliebe, während die höher liegenden Felder und Wälder nur wenig Ketten beherbergen. In letzteren werden sie von den Raubvögeln stark verfolgt, und der regelmäßig tief und lange Zeit liegenbleibende Schnee entzieht ihnen ihre Nahrung, so daß sie meist verhungern und erfrieren, wie denn auch bei sorgfältiger Schonung kein guter Stand an Feldhühnern zu erzielen ist.

Wachteln und Wildtauben sind über die mildere Jahreszeit ständige Gäste; doch meistens nicht in großer Anzahl.

Die Waldschnepfe brütet nur ausnahmsweise in den größeren Waldungen, kommt vielmehr mit der Sumpfschnepfe und den Enten als Strichvogel, jedoch nicht zahlreich, vor. 2 wilde Schwanen sind vor etwa 16 Jahren bei Gründelhardt erlegt worden.

Gänse werden selten auf ihren Zügen gesehen. Den gewöhnlichen sehr zahlreichen Raubvögeln gesellen sich manchmal als Standwild Fischadler zu, welche auf hohen, stark beasteten Eichen oder Tannen horsten und den Fischwassern im Verein mit Fischotter und Iltis vielen Schaden zufügen.

Die Fischerei hat, den vorhandenen kleinen Bächen und Flüssen entsprechend, wenig Bedeutung. Zwar hat die Jagst von Crailsheim aufwärts viele langgestreckte tiefe Stellen, welche zahlreiche edle Fische ernähren könnten, allein das Fischereirecht steht den betreffenden Gemeinden, in einzelnen Fällen Privatpersonen zu, in Folge dessen die Pachtdistrikte zu klein sind und auf zu kurze Zeit vergeben werden, als daß der jeweilige Pächter sich zur Schonung der Fische veranlaßt finden würde. Häufig wird der Fang bei der Laichzeit ausgeübt, und bei der mangelhaften Überwachung ist eine Besserung nicht zu erwarten.

Die Jagst und die Bäche des Oberamtsbezirks sind von Karpfen, Hechten, Aalen, Aalgruppen, Barben, Nasen, Börsingen bevölkert und in einzelnen kleinen Bächen tritt häufig der Stühling auf. Forellen zeigen sich nur ausnahmsweise.

Die Fischer wenden die Hand- und Legangel, Streichgarn, Hamen, Reusen an, und bei den Mühlen sind sog. Aalfänge eingerichtet.

Von früheren Jahrhunderten her sind noch Weiher vorhanden, welche zwar in erster Linie zum Betrieb von Mühlen, nebenher aber zur künstlichen Fischzucht benützt werden. Junge Karpfen und in kleiner Zahl Hechte werden eingesetzt, um nach einigen Jahren wieder gefangen zu werden. Edle Blutegel kommen vor, ohne Beachtung zu finden.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)