Seite:OACrailsheim0194.jpg

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Die Stadt liegt als unregelmäßiges Viereck auf der mäßig hoch über dem Jagstgrund rechts der Jagst sich erhebenden Fläche. Die „untere“ Vorstadt geht bis an die Jagst, während im Süden die Spital- oder Ellwanger Vorstadt sich bis zu dem hart unter der Stadt in die Jagst mündenden Trudenbach (alt Rindelbach) ausdehnt. Jenseits des Baches liegt der mit mehreren Häusern bebaute niedrige Kreuzberg, und im Osten an der Straße nach Ansbach und Blaufelden hin die Ansbacher oder Ziegel-Vorstadt. Auch beginnt auf dem linken Jagstufer neben den umfassenden Bahnhofanlagen eine neue Vorstadt zu erstehen.

Auf der Anhöhe bei der von Altenmünster herab sich senkenden Bahnlinie gewährt die thurmreiche, mit Mauern und Zwinger einst wohl bewehrte Stadt ein überraschendes Bild, eingerahmt von den bewaldeten Höhen der Schönebürg und der Crailsheimer Hardt, im Vordergrunde die Jagst mit ihren fleißigen Mühlen und Gerbereien. – Schon in alter Zeit war die Stadt vermöge ihrer Lage zwischen Hall, Ellwangen, Dinkelsbühl, Rothenburg und Mergentheim ein wichtiger Verkehrsmittelpunkt, besonders für die Handelsstraße Heilbronn–Nürnberg und die alte Kaiserstraße von Nördlingen an den Main; und heute ist Crailsheim der Knotenpunkt der Eisenbahnlinien Heilbronn–Nürnberg und Ulm–Mergentheim. Zudem hatte für die ehemalige Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach Crailsheim als feste Grenzstadt besondere Bedeutung. Die Stadtmauer läßt sich auf der Nord- und Südseite auf gute Strecken noch verfolgen, auf der Ostseite ist sie allermeist abgebrochen und der Graben fast ganz eingeebnet oder verbaut, auf der Westseite mit sammt den Befestigungsthürmchen wohl erhalten. In kurzen Zwischenräumen waren nemlich der Mauer runde, erst neuerdings meist erniedrigte Thürme vorgebaut. Auf allen vier Ecken der Stadtmauer standen höhere Thürme, wovon der runde „Diebsthurm“ (seit 1835 mit Glöckchen) auf der Nordost- und einer auf der Nordwestecke noch erhalten sind. Die Bauamtsrechnungen erwähnen den „hohlen“ Thurm, der Erker hatte, welche 1437 abgebrochen wurden. Die Südostecke deckte das Schloß mit tiefem, breitem, gefüttertem Graben. Die Stadt hatte 3 Thore: das untere oder Jagstthor, das, weit gegen Nordwesten vorgeschoben, eine Art Vorburg bildete, das obere oder Ziegelthor gegen die Ziegelhütte hin, und das Spital- oder Kirchenthor, die beiden letzteren einst von hohen, starken, viereckigen Thürmen überragt.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0194.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)