Seite:OACrailsheim0196.jpg

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Südseite mit blindem Maßwerk geziert, auf der nordöstlichen Seite der Zollernschild. Der viereckig in sechs Geschoßen aufsteigende und mit achtseitiger Kuppel und Laterne abschließende Thurm hat auf der Nordseite im dritten Stock noch einen Spitzbogenfries. Nach einer Inschrift aus dem vorigen Jahrhundert wurde er 1399 erbaut, und steht auch dem Stil nach zwischen der Herrgottskirche bei Creglingen und der Laudenbacher Bergkirche; 1733 wurde die Treppe erneuert. Im Jahr 1434 bekam das Hauptportal auf der Nordseite eine kleine Vorhalle, deren Spitzbogen mit Wimperg und Krabben geschmückt ist. Zwei Engel halten einen Wappenschild. Eine Inschrift sagt: Anno dni millesimo CCCCXXXIIII in die sancti Georgii inceptum est hoc opus. Darüber der Täufer mit dem Lamm in Relief, am Schlußstein des Gewölbes das Brustbild Christi.

Im Jahr 1456 zog der Rath den Steinmetz Nikolaus Eseler von Nördlingen und den Zimmermann daselbst zu Rathe, „wie das (ohne Zweifel schadhaft gewordene) Gezimmer auf der Pfarrkirche zu machen sei.“ Meister Nikolaus kam selbst nach Crailsheim, um auf Grund eigener Anschauung seinen Rath zu ertheilen. Gegen Ende des Jahrhunderts erwiesen sich die je 5 Säulen auf beiden Seiten des Mittelschiffs für den Oberbau zu schwach. Der Sandstein war zu weich, deswegen unternahm es Endres Embhardt, die jetzigen stärkeren, zu den Spitzbogenarkaden weniger passenden Säulen unterzustoßen. Von ca. 1480–1498 baute er auch die gewölbte Empore am Westende der Schiffe. Unter den Dächern der Seitenschiffe sieht man noch die schlanken Rundbogenfenster der romanischen Basilika. Auf den Schlußsteinen erscheinen die Wappen der Herren von Ellrichshausen, Wolmershausen, Stetten, Seckendorf (aus neuerer Zeit der Stadt Crailsheim), dann der Herren von Absberg, von Pappenheim, Thann (2 vierzinkige Hirschstangen) und Zollern. Da sich an der Nordseite der Empore der brandenburgische Adler und die Wappen von Sachsen und Baden finden, so muß die Erbauung jedenfalls noch unter Albrecht Achilles begonnen haben, der in erster Ehe mit Margarethe von Baden, in zweiter mit Anna von Sachsen vermählt war und 11. März 1486 starb. Über dieser Empore erhebt sich, von hölzernen Säulen getragen, eine zweite, für die Orgel, ein im Rokokostil erbautes, nicht unbedeutendes Werk aus dem Schluß des 17. Jahrhunderts, gestiftet von Dekan Theodosius Seldt. Die gewölbte Empore der Nordseite wurde erst nach der Reformation

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0196.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)