Seite:OACrailsheim0251.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Zur Theilnahme am Bauernkrieg wurde E. mit Marienkappel vom Pfarrer von Dachsbach bei Neustadt an der Aisch aufgefordert. Jörg, Deutschl. in der Rev. Per. 198.

Über die Leiden des Ortes im 30jährigen Krieg geben dieselben Aufzeichnungen Folgendes: 1627 am 1. Juli fiel ein Kornet vom Kordovaschen Regiment („Kordabach“) ein. Die Reiter nahmen den Leuten alles, was sie hatten, mit Gewalt, schlugen die Truhen ein, auch die des Heiligen, jagten die Leute aus den Häusern. Dem Pfarrer tranken sie seinen Neckarwein und sein Ansbacher Bier und zechten bis Nachts 12 Uhr, doch kam er bei den Reitern gut weg, dagegen drangsalirte ihn ein adeliger Domherr von Würzburg wegen Geld; er fand ihn zuletzt mit 6 Reichsthalern ab. Bald darauf brach eine Viehseuche aus, welche auch in der Umgegend (Bronnholzheim, Jagstheim, Ingersheim) verheerend auftrat. In Tiefenbach fielen einem Bauern 16 Stück in 2 Tagen.

1628 zogen Reiter durch. 1630 am 23. Oktober brachte ein Kornet mit seinen Reitern die Pest ins Dorf. 1632 brachen die Kroaten die Kirche auf, nahmen die Kelche weg und stahlen aus der Truhe des Heiligen, die sie zerhieben, 5 fl. 11/2 Ort 191/2 D. 1633 floh der Pfarrer mit Weib und Kind nach Crailsheim vor streifenden Kaiserlichen und blieb dort im Januar und Februar.

Nach der Nördlinger Schlacht floh der Pfarrer abermal. Die kaiserlichen Reiter zerschlugen alles, auch die Öfen im Pfarrhaus. Die Pest brach aus. Es starben 69 Menschen. Im Winter lag das Regiment Rauchhaupt in der ganzen Gegend, auch in Crailsheim, weßhalb der Pfarrer nach Öhringen und dann nach Heilbronn floh. Bei der Rückkehr fand er sein Haus ausgeplündert, die Leute verarmt. Im Jahr 1635 mußten viele Leute, die über 1000 fl. besessen hatten, nach Almosen gehen. Viele starben 1636 und 1637 Hungers. Da alles Vieh geraubt war, führte man ungarisches Vieh ein. Im Winter 1638 (Januar bis März) finden sich wieder Soldaten in E. Ein Österreicher wurde von seinen Kameraden beim Raub einer Kuh auf dem Simonsberg erschossen. 1640 am 9. Febr. kam das kurbayr. Regiment von Neuneck ins Amt Crailsheim ins Winterquartier. Das Fürstenthum Ansbach mußte 141/2 Regimenter zu Roß erhalten. Die Steuerlast war ungeheuer, von 100 Thalern mußte man 12 Thaler 6 Batzen, im Jahr 1643 von 100 fl. 24 fl. Kontribution geben. Die ganze Gemeinde war im tiefsten Ruin.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0251.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)