Seite:OACrailsheim0340.jpg

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einen Blick auf das thurmreiche Dinkelsbühl und die östlich davon gelegenen Höhen eröffnet. Die Häuser sind meist von bescheidener Größe, theilweise getüncht, der Ort selbst mit seiner nach Dinkelsbühl führenden Hauptstraße ist freundlich und reinlich. Der östliche Theil desselben führt den Namen Löffelbuck. Eine Filialkirche für die Gemeinde L. befindet sich in Bernhardsweiler s. unten. Die Pfarrkirche ist in Wildenstein. Die Katholiken halten sich zur Kirche in Unter-Deufstetten. Das für die Bedürfnisse der Gemeinde genügend große Rathhaus mitten im Ort wurde 1863–64 sauber aus einem Privathaus umgewandelt. Das an der Hauptstraße gegen Wildenstein gelegene Schulhaus, 1842 neuerbaut, enthält neben der Wohnung des Lehrers ein Lehrzimmer. Das ehmalige Schloß ist ein erst im 17. Jahrhundert entstandenes einfaches Gebäude, an dem nur die dicken Mauern und ein kurzes Stück des ehmaligen Grabens zeigen, daß es einst mehr gewesen als jetzt – ein Bauernhaus, nunmehr von verschiedenen Familien bewohnt. 1711 war eine Kapelle im Schloß (Kirchb. der kath. Pf. Lustnau). Eine gute Vizinalstraße verbindet den Ort mit Wildenstein und Dinkelsbühl.

Mit Wasser ist der Ort wie sämmtliche Parzellen gut versehen. Es sind 115 Pump-, 9 Schöpf- und 1 laufender Brunnen in der Gesammtgemeinde. Die früher zahlreich vorhandenen Seen sind größtentheils zu Wiesen trockengelegt.

Die älteren Einwohner tragen noch einzeln den alten Dreispitz und die kurzen Lederhosen, die Frauen die Spitzenhauben und den kurzen Faltenrock. Die Vermögensverhältnisse sind im Hauptort gedrückt, in den Parzellen günstiger und gehören zu den geringeren des Bezirks, was sich aus den Markungsverhältnissen und der Geschichte der Orte erklärt. Der vermöglichste Einwohner besitzt 25 ha Feld und 6,3 ha Wald, der Mittelmann 2,5 ha, die ärmeren 31 ar. Viele Einwohner in L. sind ohne Grundbesitz und nähren sich theils von Holzhieb, theils von Hausierhandel mit Bürsten-, Holz- und Galanteriewaaren u. s. w. Den Taglöhnern geben die nahen Wälder Verdienst, andere helfen durch Gewerbebetrieb nach. Maurer und Zimmerleute arbeiten nach außen. Es sind 4 Mühlen in der Gemeinde je mit 2 Mahl- und einem Gerbgang, die Öl-, Storch-, Felsen-, Hammermühle, und 2 Sägmühlen, 4 Bierbrauereien mit Schildwirthschaft und 6 Schenkwirthschaften, sowie 4 Spezereikrämer. In Bernhardsweiler wird eine Ziegelei mit gutem Erfolg betrieben. Die mittelgroße Markung von unregelmäßiger Gliederung

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0340.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)