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Die Kirche war bis 1868 vom Staat, seit der Ablösung von der Kirchengemeinde zu unterhalten.

Das evangel. Pfarrhaus, 1698 neu erbaut, 1854 gründlich reparirt, liegt freundlich an der Hauptstraße und ist eines der wohnlichsten Pfarrhäuser des Frankenlands. Das katholische Pfarrhaus, unmittelbar an die Hintergebäude des evangelischen anstoßend, liegt von der Straße etwas zurück und ist 1773 von den Herren v. Knöringen solide erbaut. Beide sind vom Staate zu unterhalten. An der Stelle des früheren Amthauses auf dem Kapellbuck steht das 1852–53 vom Staat erbaute Schul- und Rathhaus, dessen Unterstock die Gelasse für die Gemeindebehörden enthält, im Mittelstock ist die Wohnung des evangel. Lehrers und dessen Lehrzimmer, der Oberstock dient in gleicher Weise dem katholischen Lehrer. Armenhäuser sind je eines in Lustenau, Riegelbach und Stelzhausen.

Genügend Wasser liefern 60 Pumpbrunnen und ein laufender. Das Wasser ist in den meisten Brunnen gut, hat aber in einzelnen einen moorigen Beigeschmack. Auf dem Kreßberg wird das Trinkwasser durch Luftdruck auf die Höhe des Berges getrieben. Eine Wette ist im Ort. Staatsstraßen berühren keine den Ort, Vizinalstraßen gehen nach Waldthann, Leukershausen, Weidelbach und Hinterhof (bayr.), 6 steinerne Brücken und 4 Stege über den Ruppesbach und Schönmühlbach sind von der Realgemeinde zu unterhalten.

Von der ländlichen Volkstracht ist außer den Bändelhauben wenig mehr erhalten. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner im Hauptort sind kaum mittel, in den Parzellen auf der Höhe besser. Der größte Grundbesitzer hat 40 ha, der Mittelmann 15 ha, die ärmere Klasse 50 ar. Manche aber sind ohne Grundbesitz und auf öffentliche Unterstützung angewiesen.

Bei Lustenau sind 2 Mühlen je mit 2 Mahl- und einem Gerbgang, sowie eine Sägmühle. Auch eine Ziegelei ist im Betrieb. Auf die Gesammtgemeinde kommen 5 Schildwirthschaften und 2 Bierbrauereien mit Ausschank. Früher gab es ein evangel. und ein katholisches Wirthshaus, sowie ein von Knöringisches Bräuhaus (hinter der Kirche mit der Jahrzahl 1768). 2 Krämer sind im Orte. Die nothwendigen Gewerbe sind sämmtlich vertreten.

Die von Nord nach Süd langgedehnte Markung fällt großentheils in die Thalmulden des Schönmühl-, Schön- oder Kesselbachs und des Ruppesbachs. Auf den Höhen von Kreßberg, Bräunersberg,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0355.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)