Seite:OACrailsheim0382.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das Schloß brannte am 6. Okt. 1873 ab. Neben diesem Thurm an der Hauptstraße auf der Stelle der alten Kapelle steht das solid gebaute katholische Schulhaus. Über der Hausthüre ist das Senftische Wappen mit dem Monogramm W. E. V. S. 1774 angebracht. An der Schule arbeiten im Winter zwei, im Sommer ein Lehrer. Auch besteht eine Industrieschule. Das Schulhaus enthält die Lehrerwohnung und zwei Lehrzimmer. Das Rathhaus, der Schule gegenüber, wurde 1863 von der Gemeinde angekauft und aus einem Privathaus hübsch und zweckmäßig für die Gemeindebehörden eingerichtet. Auch ein Armenhaus und ein Brechhaus besitzt die Gemeinde.

Gutes Trinkwasser liefern 40 Pump- und 15 Schöpfbrunnen. Die Vermögensverhältnisse sind mittelgut, doch findet jeder sein Auskommen. Die Vermöglichsten besitzen 12,6 ha, der Mittelmann 2,5 ha, der Ärmere 10,4 Ar. Aber es gibt auch Einwohner ohne Grundbesitz. Auf der Markung Breitenbach besitzen die Einwohner 7,8 ha. Neben Feldbau und Viehzucht, welche der evangelische Theil der Bevölkerung vorzieht, findet sich reger Gewerbebetrieb und ausgedehnter Hausirhandel. Es werden besonders Holzwaaren, Schachteln, Siebe, Sargen gefertigt. Auf dem Weg des Hausirhandels werden Porzellan, Steingut, Farb-, Galanterie-, Blech- und Holzwaaren abgesetzt. Zur Gemeinde gehören die Spitzen- und Melbersmühle mit je 1 Gerb- und 2 Mahlgängen und Sägmühle. Die Spitzenmühle hat auch eine Malzschrotmühle. Eine Bierbrauerei, fünf Schildwirthschaften und 4 Kauf- und Kramläden dienen dem Verkehr. Durch den Ort führen die Vicinalstraßen von Deufstetten nach Rechenberg und Ellwangen, von Wildenstein nach Breitenbach OA. Ellwangen.

Die mittelgroße, von Nord nach Süd in die Länge gezogene Markung hat meist leichten, seichten Sandboden und ist mittelfruchtbar. Das Klima ist etwas milder als auf den benachbarten Höhen, gegen starke Winde schützen die nahen Wälder, ebenso gegen Hagelschlag.

Je eine Sand- und Lehmgrube ist vorhanden. Von den früher vorhandenen 15 Seen, die jetzt Wiesengrund bilden, bestehen nur noch der Ratzenweiher, 2,2 ha groß und der Hahnenweiher mit 94 Ar Flächengehalt. Durch die Markung fließen der Buchbach, Melbersbach und Gunzenbach. Der Feldbau wird mit Eifer betrieben. Von Getreidearten herrschen Gerste, Haber und Roggen vor. Der Wiesenbau ist ausgedehnt, der

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0382.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)