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ist selten. (17. Aug. 1864.) Eine Wetterscheide bildet der Burgberg.

Der Zustand der Landwirthschaft ist ein guter. Von Getreide herrschen Dinkel und Haber neben Roggen und Gerste vor. Der Absatz der Früchte nach Crailsheim ist ansehnlich. Der nicht sehr ausgedehnte Wiesenbau liefert von den meist zweimähdigen Wiesen ein ziemlich gutes Futter. Saures Futter findet sich in den Torfwiesen und Sumpftheilen. In der Obstzucht ist ein Anfang gemacht, das Obst geräth nur mittelmäßig. Die Realgemeinde hat eine Baumschule und einen Baumwart.

Die Gemeinde besitzt keinen Wald mehr, die gemischten Privatwaldungen liefern 80–100 Rm und 4000 Wellen. Neben ca. 50 m eigentlicher Weide wird die Brach- und Stoppelweide mit mittelmäßigem Futter von den Gemeinderechtsbesitzern für ihre eigenen Schafe benützt. Die Pferchnutzung beträgt 950 M. jährlich. Die ursprünglichen Allmanden sind den Gemeinderechtsbesitzern überlassen, haben aber ihre besondern Lasten und können nicht ohne besondere Genehmigung veräußert werden. Die Rindviehzucht wird schwunghaft betrieben. Die bedeutende Viehmastung liefert Mastvieh nach Crailsheim, Stuttgart und Straßburg. Schafe (Landrasse), welche die Gemeinderechtsbesitzer mit Hülfe des Gemeindehirten halten, werden im Winter 400, im Sommer 500 genährt. Für die Schweinezucht werden ca. 150 Mutterschweine gehalten und ca. 2000 Ferkel in Crailsheim abgesetzt. Schweinemastung geschieht vorzugsweise für den eigenen Bedarf, ca. 120 Stück kommen jährlich zum Verkauf. Das Fischrecht in der Jagst sprechen die benachbarten Müller an, daher ist die Fischerei nicht verpachtet.

Neun Stiftungen für kirchliche, Schul- und Armenzwecke im Gesammtbetrag von ca. 1850 Mark sind vorhanden, der Grundstock der Kirchenstiftung ist gering.


Alterthümer. Gegenüber dem Auhof zwischen der Helden- und Weidenhäuser Mühle ragt mitten in einem schönen Eichenbestand auf schroffem Fels der Rest eines kleinen burglichen Hauses, die sog. Eulenburg, wo drei Fräulein v. Roten gehaust haben sollen, welche, in der Nacht einst verirrt, der Gemeinde Tiefenbach den nunmehr ausgestockten Eichwald vermacht haben, damit in den Zwölf-Nächten alle drei Glocken geläutet werden. Bei Wollmershausen ist das Steinhaus der Herren von Wolmershausen, s. unten, abgegangen. Auf der Flur Wischart stand die Kapelle zum h. Kreuz. Im Fuchsloch bei der Heldenmühle wurden alte Waffen, Pfeile und Dolche gefunden. Ein Steinkreuz, wo ein Schäfer im Streit den andern erschlagen haben soll,

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 451. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0451.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)