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Das Rathhaus, früher Bauernhaus, westlich von der Kirche, hat die Gemeinde 1865 erkauft und zweckmäßig eingerichtet. Ein Armenhaus ist vorhanden, auch in den Parzellen finden sich noch 3 Armenhäuser. Der Begräbnisplatz ist seit 1809 am Nordwestende des Ortes angelegt. Die Staatsstraße von Crailsheim nach Hall berührt die Markung bei Saurach, Vizinalstraßen führen nach Kirchberg, Erkenbrechtshausen und Tiefenbach. Trinkwasser wird genügend und gut, doch theilweise mit Kalk, von 2 laufenden, 20 Pumpbrunnen und 3 Schöpfbrunnen geliefert. Gute Quellen sind im Herschel und im Wald Reußenberg. Die Einwohner sind kräftig (4 im Gemeindebezirk über 80 Jahre alt), fleißig, sparsam und kirchlich gesinnt. Von der alten Volkstracht erhielten sich nur noch die Bandhauben. Die Vermögensverhältnisse sind besonders im Hauptort günstig, weniger in Saurach. Der Vermöglichste besitzt 28 ha Feld, 4,7 ha Wald. Der Mittelmann 9,4 ha Feld, 1,5 ha Wald, die ärmere Klasse 1,2–1,5 ha Feld. Auf angrenzenden Markungen haben die Ortsbürger ca. 44 ha Feld. Triensbach mit seinen Parzellen ist eine durchaus Landwirthschaft und Viehzucht treibende Gemeinde, Gewerbe sind sparsam vertreten. Je 2 Schild- und Speisewirthschaften sind im Ort, darunter eine Brauerei. In Triensbach und Erkenbrechtshausen ist je ein Krämer.

Die mittelgroße, im Ganzen wohlabgerundete Markung ist eben gelegen. Ihr mittelfruchtbarer Boden enthält zum größeren Theil Lehm neben Lette und ist seicht und vorherrschend naßkalt. Schweres, hitziges Land bildet ein Drittel der Markung. Der zu Tag tretende Muschelkalk liefert in mehreren Steinbrüchen Kornsteine. Eine Gips-, Lehm- und Kiesgrube ist vorhanden. Auch sind noch 5 Weiher erhalten, welche abgelassen werden können. Das Klima ist ziemlich rauh, die Sommernächte kühl, kalte Nebel dagegen selten, Frühlingsfröste nicht gerade häufig. Gegen starke Winde schützen die umgebenden Wälder. Hagelschlag kommt selten vor. Eine Wetterscheide bildet der Burgberg.

Die Landwirthschaft wird mit Fleiß betrieben.

Von Getreidearten gedeihen Dinkel, Roggen und Haber gut. Zum Verkauf in die benachbarten Kunstmühlen kommen ca. 100 Sch. Dinkel, 30 Sch. Gerste, 50 Sch. Haber. Der Wiesenbau ist ausgedehnt. Die meist zweimähdigen Wiesen liefern ein gutes Futter. Der Gemeindewald mit ca. 38 ha ist seit 1828 an die Realgemeinderechtsbesitzer vertheilt. An

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 462. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0462.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)