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Gruppen zerstreut. Mitten im Ort steht das kleine, 1878 sehr hübsch restaurirte Kirchlein zu St. Georg. Von dem während des 30jährigen Kriegs „ganz zergangenen“ Kirchlein – der Pfarrer mußte die Predigt an der Kirchweih im Altar halten, die Leute standen unter freiem Himmel – hat sich nur der spätgothische Chor mit Kreuzgewölbe erhalten. Das Schiff, das 1671 durch Beisteuer (besonders reichlich aus Augsburg) erbaut wurde, ist jetzt erweitert und verlängert und hat nun stilvolle eichene Kanzel, Altar und Gestühle, in dem Westgiebel 3 Spitzbogenfenster. Auf dem spitzen, ziegelbedachten, 1821 renovirten Thurm hängen 2 Glocken, die eine 1839 von J. G. König, die andere 1759 v. J. E. Lösch in Crailsheim gegossen. In der Sakristei befindet sich das neugefaßte Bild der h. Ottilie und ihrer beiden Begleiter. Die Kirche wird von der Stiftung Westgartshausen unterhalten und dient zum Gottesdienst des evangelischen Theils der Einwohner. Die Katholiken sind nach Stimpfach eingepfarrt.

Im untern Theil des Dorfes befindet sich das 1873 neu und zweckmäßig erbaute Rathhaus, nördlich vom Ort das gut unterhaltene Schulhaus und das Forsthaus, früher die Wohnung des kgl. Revierförsters, jetzt eines Forstwarts. Am Wege nach dem Käshof ist seit 1830 der Gottesacker für Weipertshofen, Gerbertshofen, Käshof und Lixhof angelegt. Die Gemeinde besitzt ein Armenhaus und ein Schafhaus.

Vizinalstraßen führen von Stimpfach nach Gerbertshofen und von Crailsheim nach Rechenberg durch den Ort. Brücken sind 2 steinerne, eine hölzerne und 4 Stege von der Gemeinde zu unterhalten. Bei dem Quellenreichthum des Thales ist der Ort reichlich mit Wasser versehen, dasselbe ist aber kalkhaltig. Brunnen sind in der Gemeinde 7 laufende, 33 Pump- und 22 Schöpfbrunnen. Der Reiglersbach tritt zuweilen in schadenbringender Weise aus.

Von der alten Volkstracht haben sich die Florhauben und der Grepprock erhalten. Die Vermögensverhältnisse sind im allgemeinen geordnet, auf den Höhen herrscht meist Wohlhabenheit. Der größte Grundbesitz in einer Hand ist 25 ha Feld, 9,5 ha Wald, der mittlere im Ganzen 9,5–12,6 ha, der geringere 1,2–3,15 ha. Ein Theil der Ortsbürger hat auch Besitz auf angrenzenden Markungen. Der Gewerbebetrieb ist nicht bedeutend. Am stärksten sind die Schuhmacher vertreten. Die Mühlen im Ort, die Klingles- und Sixenmühle östlich von

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 491. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0491.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)