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Gewerbebetrieb tritt zurück. Im Oshalder Thal ist die Mittelmühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang und eine Sägmühle.

Die ausgedehnte, nach Süden, unregelmäßig gebildete Markung ist großentheils bergig und hat in den Thälern stark unter der winterlichen Nässe zu leiden. Ihr wenig ergiebiger, schwerer Boden hat nur 1–11/2′ tiefen Humus, den Untergrund bildet Kies. Die Ertragsfähigkeit hat übrigens in den letzten 20 Jahren durch den Fleiß des Anbaus sich wesentlich gehoben. Heuchelsteine sowie Gipssteine finden sich gegen Crailsheim. Auch Sand- und Kiesgruben sind vorhanden. Das Klima ist in Westgartshausen milder als auf dem übrigen Gemeindegebiet. Hagelschlag ist selten. Von Getreide werden Dinkel und Haber, die besonders gedeihen, Roggen und Gerste, von Futterkräutern werden Klee und Esparsette gezogen. Der Bau der zweimähdigen Wiesen ist ausgedehnt und liefert gutes Futter.

Die Obstzucht, welche auf rauhere Sorten gerichtet ist, hebt sich, das Obst geräth jedoch nicht gerne. Eine Gemeindebaumschule ist angelegt und ein Baumwart aufgestellt. Die Stiftung und Private besitzen 400–500 M. Nadel- und Eichwald. Die ausgedehnten Allmanden werden zur Schafweide benützt, die mit einheimischen Schafen befahren wird. Das Weiderecht steht den Realgemeinderechtsbesitzern zu, welche den Pferch unter sich vertheilen. Güter der Gemeinde werden dem Farrenhalter überlassen.

Die Viehzucht ist stark, auch die Viehmastung. Lammschafe der Bastardrasse gehen ca. 700 Sommer und Winter auf der Markung und werden von Privaten gehalten.

Die Stiftung besitzt ein Vermögen von 60.000 M.


Alterthümer: Im Brentenschlag nahe an der Straße nach Neuhaus liegt ein unbehauener bemooster Stein, auf welchem eine Figur gleich einem Kelch ohne Fuß eingehauen ist, s. allg. Th. S. 120. Über das Schloß Lohr s. u. Am Lottenplatz unterhalb Westgartshausen liegt hart am Bach ein Kreuz. Dort sollen sich 2 Frauen mit der Sichel todt geschlagen haben. Ein jetzt am Boden liegendes Sühnekreuz bei Ofenbach erinnert an den Mord eines Bauern, der einen andern mit der Axt erschlug. Ein Kreuz beim Hirtenhaus zu Lickartshausen ist zum Gedächtnis eines aus dem Fenster zu Tod gefallenen Kindes. Am hintern See östlich von W. im Hemesschlägle ist noch die Area eines kleinen, möglicherweise festen Hauses mit Wall und Graben, sowie Gemäuer sichtbar. Nach der Sage stand hier ein Schloß.

An ein abgegangenes Fallhaus nordöstlich vom Ort erinnert die Flur Fallklinge und Deckerswasen. Sonst sind von Flurnamen zu bemerken:

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0499.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)