Seite:OAGöppingen 064.png

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Wollartbedürfniß der Fabrikanten des In- und Auslandes, wonach sich die Schäfereibesitzer mit ihren Einkäufen und Verkäufen hinsichtlich der Raçen richten. Durch Schafzucht zeichnen sich Hattenhofen, Uhingen, Heiningen, Göppingen, Schlath und beide Eislingen aus. Die meisten spanischen Schafe werden in Göppingen, Groß-Eislingen, Faurndau, Boll, Heiningen und Börtlingen gehalten. Im ganzen Oberamt befindet sich kein Ort, wo nicht den Sommer über auf der Markung und Winters in einzelnen Stallungen kleine Heerden sich finden, und wie im benachbarten Oberamte Kirchheim (Beschr. S. 73), so ist auch in den genannten Orten der in andern Gegenden für das Rindvieh bestimmte untere Hausraum nebst besonders angebauten. „Abseiten“ für die Zucht oder Mastung der Schafe eingerichtet. Wer nicht selbst Schafzucht treibt, findet in der sogenannten „Stallungsschäferei“ das Mittel, sowohl den nöthigen Dünger für seine Felder zu gewinnen, als auch sein Futtererzeugniß vortheilhaft zu verwerthen. [1] Hierin zeichnen sich auch die oben ausgehobenen Orte aus. Wie bedeutend in denselben die Überwinterung ist, zeigt die Ortsbeschreibung. Da jedoch mit Ausnahme von Gruibingen beinahe sämmtliche Bezirksorte den Sommer über nur wenige Schafe ernähren können, so befinden sich während dieser Zeit die Heerden größtentheils auf den Weiden in Bayern, Baden, Hohenzollern-Sigmaringen und auf der württembergischen Alp. Der Tag der Abfahrt dahin ist Ambrosii, der Tag der Auffahrt in die Stallungen aber Martini. Sämmtliche Schafe werden

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 064. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_064.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Der Stallungsschäfer erhält von dem Bauern nicht nur Stallung, sondern auch alles erforderliche Futter und Streue, nebst Verköstigung für sich und den Hund. Die Hälfte der Vertragssumme wird bei der Einfahrt und die andere Hälfte bei der Abfahrt bezahlt. Vor den Häusern, Scheunen und Abseiten befindet sich der „Aufschlag,“ d. h. eine durch zusammengestellte Hürden gebildete Einfassung, worin die Schafe, nach Alter und Geschlecht abgetheilt, Morgens und Abends getränkt werden. Der Boden des Aufschlags wird zuerst mit Laub oder Stroh bestreut, ist dieses mit Schafmist gesättigt, so kommt frische Streue darauf, und sofort; und erst bei der Reinigung der Ställe im Frühling wird dieser Dünger abgeführt.