Seite:OAGöppingen 111.png

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daß das Schloß aus Steinen der zerstörten Kaiserburg Hohenstaufen erbaut worden, verdient insoferne Glauben, als, nach dem Urtheile Sachverständiger, das Drachenpaar, welches von griechischen Künstlern gefertigt worden seyn mag, und vielleicht noch andere, mit Emblemen jenes Kaiserhauses verzierte, Theile des Portales von dort herrühren. Ebenso mögen auch die 2 Fenster im untern Stocke, rechts beim Eintritte in den Schloßhof, und der schöne steinerne Giebel über dem Dachladen daselbst, da sie einem ganz alten Baustyle angehören, von dort hergekommen seyn. Daß auch die Traubenschnecke diesen wenigen hohenstaufen’schen Reliquien beizuzählen sey, wird bestritten; eine nicht leicht erklärliche Erscheinung bleiben aber die an dem Wappen befindlichen Verzierungen.

Indeß stand schon in alten Zeiten hier eine Burg, in welcher wohl Graf Eberhard der Milde, als er den hiesigen Sauerbronnen gebrauchte, im J. 1417 starb. Der Burg wird 1455 und des Burggartens 1475 Erwähnung gethan. In dem Eßlinger Vertrage von 1492 wurde die Burg dem Grafen Eberhard d. j. zum Wohnsitz überlassen. Noch im J. 1524 waren beständig zwei Wächter im „Schloß,“ deren einer von der Stadt, der andere von der Herrschaft die Belohnung erhielt. [1] Daß Herzog Christoph gern und oft hier verweilte, ist bekannt. Sein Sohn Eberhard starb daselbst am 2. Mai 1568; ebenso am 15. Juli 1628 Herzog Johann Friedrich, Herzog Friedrich Karl residirte hier 1693. Nachmals wurde es Wittwensitz: der Erbprinzessin Henriette Maria, geb. Pr. von Brandenburg (1737) und der Herzogin Maria Augusta, Wittwe des Herzogs Karl Alexander (1754). Im Sommer 1815 hatte auf König Friederichs Befehl der gewesene König von Westphalen, Prinz von Montfort, mit seiner Gemahlin hier zu verweilen. Außerdem diente das Schloß im Laufe der verflossenen drei Jahrhunderte oftmals Fürsten aus deutschen Häusern, die das Bad gebrauchten, zum Aufenthalte.

b) Das Dekanathaus, c) das Ober- und d) das Unter-Diakonathaus, e) das Präceptoratgebäude. Diese Häuser wurden nach dem Brande von 1782 alsbald wieder erbaut, sind in gutem Zustande

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_111.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Nach dem Lagerbuch von 1524 hatte die Kellerei 4 Fischwasser in der Fils hier zu Gnaden verliehen. „Wann die Herrschaft gen Göppingen kompt, so ist jeder (dieser) Fischer schuldig, so das begert wird, vnd er die gehaben mag, der Herrschaft in das Schloß zu antwurten 1 Maas Grundeln vmb 4 Schilling vnd 1 Maas Pfellen umb 8 Pfennig. Desgleichen soll ein jeder Fischer einem Vogt zu Göppingen alle Wochen ein Viertheil Pfellen in das Schloß antwurten; dagegen soll der Vogt jedem Boten, so die Fisch bringt, allweg geben ein Viertheil von einem Laib Brod, oder dafür 1 Pfennig.“ – Von diesen Rechten wird schon längst kein Gebrauch mehr gemacht.