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1651 mit Hülfe einer Brandsteuer wieder zu bauen angefangen. Der Boden ist weniger fruchtbar, als der in Göppingen, die Lage aber gesund. Die Einwohner sind arbeitsam und ziemlich wohlhabend, hängen aber noch sehr am Herkömmlichen. Der Obstbau ist in Bartenbach und Lerchenberg bedeutend; die Früchte sind sehr schmackhaft. Die Gewerbe sind unbedeutend; 20 Weber arbeiten für die Fabriken in Jebenhausen. Der Pfarrer ist der jeweilige Unterhelfer von Göppingen. Filialien sind Krettenhof und Lerchenberg. Ein eigener Gottesacker ist nicht vorhanden; die Bewohner aller 3 Parcellen begraben ihre Todten seit den ältesten Zeiten auf dem Kirchhofe in Göppingen, wo sie ihr eigenes, gegen Bartenbach gerichtetes, Thor haben.

In Bartenbach bildete sich die Hohheit auf eigenthümliche Weise aus. Ein Theil des Ortes war von alten Zeiten her mit Göppingen enge verbunden, und kam mit diesem an Württemberg. Im Übrigen aber behaupteten die vielerlei Grundherren Condominatrechte. Unter denselben finden wir das Kl. Lorch sehr frühe, das einen ganzen und zwei halbe Höfe besaß. Im J. 1265 verzichtet Waltherus dictus de Limpurc, imperialis aulae pincerna, auf das Vogtrecht eines Hofes, zu Gunsten Lorchs; dasselbe thut 1275 in Beziehung auf ein anderes Gut des Klosters Egino miles dictus de Stophen. Auch das Kl. Adelberg besaß fünf Güter, die es zum Theil von den Edelknechten Hans und Rüdiger Plieninger 1415 erwarb. Auch das Kl. Kirchheim hatte ein Lehen. Der Eybachsche Besitz war früher Rechbergisch; denn 1569 verschaffte Ulrich von Rechberg zu Hohenrechberg durch Testament dem Obervogt Christoph v. Degenfeld zu Eybach seine hiesigen Güter, „mit Ober- und Herrlichkeit.“ Im J. 1513 waren es 11 Condomini: Württemberg, die Klöster Lorch, Adelberg und Kirchheim, die Stifte Faurndau und Oberhofen, die Caplane von Bartenbach und Jebenhausen, die Herren zu Rechberghausen und Dürnau und „Ulrich Repplin, Burger zu Schorndorf.“ Bis dahin zog jeder Herr seine Unterthanen vor ein beliebiges Gericht. Erst unter Herzog Christoph begann dieses Verhältniß sich zu ändern. Dem Schorndorfer Bürger wurde der sogenannte Wolfartshof abgekauft; der Kirchenrath trat an die Stelle des Caplans und 1558 setzte der Herzog ein eigenes Gericht für die Kellerei- und kirchenräthlichen Güter hier ein. (S. auch bei Göppingen S. 146.) So kam es, daß 1700 nur noch die Herren von Rechberghausen, Dürnau, Eybach und Jebenhausen Mitherren waren, mit Ausnahme der hohen und malefizischen Obrigkeit, die Württemberg allein jetzt inne hatte. [1] Im J. 1760 zählte der Ort 55 Bürger, wovon 30

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_152.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Jedoch immer noch unter Einsprache der Ersteren. Erst 1730 verzichteten die Herrschaften Dürnau und Eybach förmlich auf die hohe Obrigkeit über ihre Hofbauern hier und in Lerchenberg.