Seite:OAGöppingen 164.png

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bekannt war. [1] Neben dem Bade und früher als dieses bestand auch eine sogenannte Badstube im Dorf, die schon 1477 genannt wird und im dreißigjährigen Kriege einging.

Die Einwohner sind häuslich und arbeitsam, aber weniger bemittelt. Hauptnahrungsquelle ist zwar der Landbau; die Felderzeugnisse reichen jedoch für den gewöhnlichen Bedarf nicht hin. Die Gewerbe sind, wenigstens der Zahl nach, von Bedeutung. Der Boden ist ziemlich fruchtbar. Ein Morgen Ackers erträgt bis zu 6 — 7 Sch. Dinkel und 5 — 6 Sch. Haber. Die Wiesen, woraus der größte Theil des Feldes besteht, können zwar nicht gewässert werden, liefern aber reichliches und sehr gutes Futter, das bei der bedeutenden Schafzucht gut verwerthet werden kann. Der Obstbau, der, wie oben S. 51 gezeigt, schon frühe hier sich auszeichnete, wird lebhaft betrieben. Die Bäume gedeihen ganz gut und liefern nach allen Gattungen sehr gute Früchte. Sie blühen früher, als in Göppingen, aber Nachtfröste zerstören nicht selten den reichsten Segen. Die Pferdezucht ist nicht von großer Bedeutung, obgleich ihr die große Weidefläche hier günstig wäre. Aus diesem Grunde scheint auch Herzog Carl Alexander 1735 den übrigens nicht zur Ausführung gekommenen Plan, hier einen „Fohlenhof“ anzulegen, gefaßt zu haben. Die Rindviehzucht hat sich, namentlich seit Einführung der Stallfütterung, bedeutend gehoben. Die Mästung ist auch von Bedeutung. Die Butter wird von Händlern bis Stuttgart verwerthet; und eine vor 15 Jahren gegründete Käserei verkauft jährlich mehrere hundert Centner ihres Fabrikats. Sehr stark wird auch die Schafzucht betrieben. Es werden 3000 bis 4000 Stücke hier überwintert. Die Zahl der hiesigen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_164.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. In einem Dankschreiben an den Herzog vom Juni 1596 sagt ein Mann aus dem Gebiete der Reichsstadt Rottenburg an der Tauber: „Nachdem ich von wegen harter ausgestandener Müh und Arbeit, Kält, Hitz vnd Frost mich dermaßen verderbt, daß selbiges an meinem Kopf vnd Füßen (salva venia) vßgebrochen, nach Verschwellung Löcher darein gefallen, ich aber Armuth halber, nachdem ich all’ mein Armüthlein vergebenlich verarzneyet, an aller Menschen Hülf verzagt vnd also arbetselig zu sterben vermeynt, letzlich ich von Kernführern, so den Kern bey vns aufkaufen, von dem newen Bad, so Euere Fürstliche Gnaden zu Poll kurtzverschiner Zeit auffrichten lassen, den offenen Schäden nutzlich, rühmen hören, also in höchster meiner Armuth ich mich mit Weib und Kind aufgemacht vnd gemeldtem Bad zugezogen, auff mein hochflehentlich Bitten aus Gnaden vnd vmb Gotteswillen zu baden erlangt, darinnen drey Wochen gebadet vnd durch Gedeihen vnd Hülff Gottes vnd Euer Fürstlichen Gnaden hocherleuchte Gnad, frisch vnd gesund, wie ich zugegenstehe, außgangen vnd nunmehr meiner Heimat zuziehen kann“ etc.