Seite:OAGöppingen 205.png

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hatte jede Herrschaft ihren eigenen Schultheißen und ihr eigenes Gericht.

Von besonderen Ereignissen kann nur berichtet werden, daß Herzog Christoph von Württemberg im J. 1554 aus Gründen, auf die wir bei Beschreibung des OA. Welzheim zurückkommen werden, die Dörfer Groß-Eislingen, Krummwälden und Ottenbach einnehmen ließ und kurze Zeit besetzt hielt, und daß die Pest 1626 214 und 1635 230 Einwohner weggerafft hat.

Was das Kirchengeschichtliche betrifft, so kommt schon 1348 ein „Pfarrherr zu Ysningen“ vor; doch war schon vor der Reformation der nachmals württembergische Antheil des Ortes nach Göppingen eingepfarrt. Die Reformation scheint, des Widerspruches von Seiten Würzburgs und Rechbergs ungeachtet, im ganzen Orte zumal eingeführt worden zu seyn, da am 19. Sept. 1591 der Stiftungsverwalter berichtet, es sey dem evangelischen Pfarrer des Ortes von dem von Rechberg aufgegeben worden, seine Pfründe binnen drei Monaten zu verlassen. Gestützt auf sein Patronatrecht setzte Rechberg wieder einen katholischen Pfarrer ein und die rechbergschen Unterthanen, soweit solche übergetreten waren, kehrten noch 1592 zur alten Lehre zurück. Indeß nun der evangelische Theil nach Klein-Eislingen umgepfarrt ward, blieb die hiesige katholische Pfarrei bis zum dreißigjährigen Kriege besetzt. Während desselben wurde sie von den Jesuiten in Göppingen und von 1649 bis 1661 von den Franciskanern in Gmünd excurrendo versehen. Die indessen 1651 wieder errichtete, mit Salach unirte, Pfarrei wurde 1661 aufs Neue besetzt und später Salach wieder davon getrennt. Zehentrechte zu Groß-Eislingen verkaufte Graf Ulrich von Württemberg 1466 um 680 Pfd. Heller an das Stift Oberhofen. Ader schon 1568 wurden einige Zehentrechte der Ortspfarrei anerkannt.

In der Nähe des Ortes, wo nicht in diesem selbst, muß einst eine Burg gestanden haben. Im J. 1780 tragen die Grafen von Degenfeld das mit dem Lehen als Eigenthum erworbene „auf gemeinem Grund und Boden zu Groß-Eislingen gelegene Castrum“ Würzburg zu Lehen auf. Hier mögen die Edelleute, die sich von dem Orte schrieben, vielleicht helfensteinsche Dienstleute, ihren Sitz gehabt haben. Von diesen fanden wir nur einen Hugo 1225 (oben S. 134) und „Cuno de Ysningen“ in einer Schenkungsurkunde Eberhards von Böhringen ans Kl. Adelberg vom J. 1286. Im Seelbuch des Kl. Lorch kommt auch der Name de Ysningen unter den Gutthätern desselben vor.

Auf der Markung scheint einst ein abgegangener Ort gelegen zu haben: das Brunnenweiler, ein nun ausgestockter, der Gutsherrschaft gehöriger, Wald von 80 Morgen. Ulrich von Hohenrechberg

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_205.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)