Seite:OAGöppingen 209.png

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Viehzucht von höherem Belang, als der Ackerbau. Hier ist ein eigener Rindviehschlag einheimisch. Den ganzen Sommer über fahren 6 Hirten aus (oben S. 61). Dazu kommen noch die Schäfer mit wenigstens 1800 Schafen. Die Fohlenzucht, wozu sich der Ort wegen seiner gesunden Weide (oben S. 59) ganz besonders eignen würde, wird ganz vernachläßigt. Wie der Haberhandel, so ist auch der Viehhandel von Bedeutung. Was die Gewerbe betrifft, so sind 1 Feldmesser, 1 Ziegelei, 2 Bierbrauereien, 1 Mahl- und 1 Öl-Mühle und 1 Potaschenfabrik zu nennen. Zahlreich sind sodann die Baumwollenweber; der kleinere Theil arbeitet auf eigene Rechnung, der größere für Fabrikanten in Göppingen und Jebenhausen um den Lohn. Der Gasthof zum Hirsch ist mit Recht stark besucht. Das Flachsspinnen, früher allgemein und einträglich, ist sehr herabgekommen. Das früher mit Nutzen betriebene Stückweben hat aufgehört

Die Gemeindeeinkünfte sind, wie die Tabelle zeigt, ansehnlich. Auf den großen Gemeindewaldungen ruhen Realgerechtsamen. Die zwei Vieh- und Kram-Märkte sind stark besucht. Das Recht zu dem zweiten Markte rührt aus neuerer Zeit her. Der Kirchsprengel besteht, nächst der Gemeinde, seit 1808 aus den evangelischen Einwohnern von Wiesensteig. Das Patronat steht der Krone zu. Seit 1832 wird am Jahresschluß bei beleuchteter Kirche Gottesdienst gehalten. An der Schule (s. unten) stehen ein Schulmeister und ein Unterlehrer. Der Schulfonds ist 865 fl. Eine Industrieschule besteht seit 1840, eine Fortbildungsschule für die männliche Jugend seit 1841; eine Kleinkinderbewahranstalt ist im Entstehen. Zum Andenken an das Regierungsjubiläum 1841 wurde eine Orts- und Volks-Bibliothek gegründet. Die in kleinen Legaten zum Heiligen gegebenen Armenstiftungen betragen 1489 fl.; wozu kürzlich noch 800 fl. von dem von hier gebürtigen Landgerichts-Wundarzt J. J. Straub in Lindau kamen. Der Gottesacker liegt um die Kirche her.

Die Exenmühle liegt an der Fils, außerhalb des Bezirkes, von der Markung von Mühlhausen umschlossen, südlich 3/4 St. von Gruibingen, und hat eine eigene Markung. Sie stand von jeher in nahen Beziehungen zu Gruibingen. Das Kl. Ursberg in Bayern trat 1406 die Hälfte derselben, die es zuvor von dem Wiesensteiger Bürger von Ehingen erworben hatte, an die Grafen von Helfenstein ab; Württemberg kaufte sie aber 1628 an sich.

Gruibingen ist ein sehr alter Ort, dessen Marke schon 861 genannt wird. (S. oben S. 93.) Allem Anscheine nach war in den frühesten Zeiten die Hohheit über denselben zwischen den Herzogen von Zähringen und den Grafen von Helfenstein (S. 93) getheilt, da die Besitzungen derselben hier zusammengrenzten. Die erstere Hälfte scheint

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_209.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)