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vortheilhaft aus; die Filialbewohner sollen dabei noch sittlicher seyn. In Hohenstaufen wurde 1714 Johann Gottlieb Walz, wie es scheint Sohn des damaligen Pfarrers, geboren. Nachdem er die theologischen Studien absolvirt und dann eine Hofmeistersstelle versehen hatte, wurde er zum k. polnischen und kursächsischen Mathematicus und Commissionsrath ernannt; er starb 1747 zu Dresden. Die Hauptnahrungsquellen sind Feldbau und Viehzucht; der Wohlstand kann aber nicht aufkommen (oben S. 44), da die Einwohnerzahl zu den wenigen Feldgütern im Mißverhältniß steht, daher denn Viele auswärts dienen und der Genuß der Gemeindegüter (s. hiernach) ihnen unentbehrlich ist.

Einige Steinbrüche liefern gute Kalksteine, aber keine Bausteine. Der Boden ist zwar meist gut und fruchtbar an fast allen Getreidegattungen, aber – weil überall bergigt und größtentheils dem Fuhrwerk unzugänglich – sehr beschwerlich zu bauen. An dachjähen Bergabhängen müssen die Leute auf- und absteigen, den Dünger und die oft herabrutschende Erde hinauf und die Ernte herabschleppen, und das, was anderwärts mit dem Pflug in einer Stunde geschehen kann, mit Hacke und Spaten Tage lang erzwingen. Fast Alles, was Menschen und Vieh nährt, muß heimgetragen werden. Es ist daher auffallend, daß Kröpfe hier eine unbekannte Sache sind. Von Getreide gedeihen hauptsächlich Haber, Roggen und Gerste; auch die Wiesen sind gesund und fruchtbar, hauptsächlich in den Parcellen. Die eigentliche Brodkammer des Dorfes ist aber der „Aasrück;“ ein seit uralten Zeiten gebautes, 80 Jauchert großes Allmandstück, wo des guten Bodens wegen fast alle Fruchtgattungen trefflich gerathen. Gleichwohl reicht der Getreidebau für den eigenen Bedarf der Einwohner nicht hin. Obstbau gedeiht vornehmlich nur auf der Mittagsseite von Hohenstaufen und auf den wärmer liegenden Parcellen c. d. h. k. n und o. Zwetschgen- und Kirschen-Bäume kommen insbesondere gut fort. Es wird ein sehr guter Kirschengeist gebrannt. In guten Jahren ist für Manchen sein Obstsegen so bedeutend, wie seine Getreide-Ernte. Früher war hier sogar Weinbau. Eine Urkunde von 1489 gedenkt „des Wingarts der hinab geht gen Hochrain.“ Die Viehhaltung beschränkt sich mit wenigen Ausnahmen auf Rindvieh, welches hier besser zum Zuge taugt, als die Pferde. Fünf Käsereien setzen ihre Waare in der Umgebung ab. Die Schafzucht ist beträchtlich. (S. Tab. III.) An Gewerben sind hauptsächlich nur die gewöhnlichen, auf den Ort berechneten hier, mit Ausnahme vieler Weber (im J. 1835 32 M.), welche um den Lohn arbeiten, die 5 Bandmacher sodann klagen in neuester Zeit sehr über Mangel an Absatz und können, seit die Göppinger Fabriken bestehen, ihr Gewerbe nicht mehr fabrikmäßig betreiben.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_228.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)