Seite:OAGöppingen 274.png

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Reichenbach, der hier in die Fils fällt (oben S. 18), und wie diese, öfters austritt. Reichenbach ist eines der schönsten Dörfer, reinlich und ziemlich regelmäßig gebaut. Die Wohngebäude haben größten Theils steinerne Unterstöcke. Wasser ist überflüssig vorhanden. Die Gemeinde zählt 122 Haupt- und 36 Neben-Gebäude. Die am nördlichen Ende des Ortes auf einer Anhöhe stehende Kirche ist ziemlich gut erhalten, aber zu klein; sie ward 1684 reparirt. An dem massiven, unverhältnißmäßig großen Thurm ist die Jahreszahl 1525 zu sehen. Die Baulast liegt dem Heiligen, St. Moriz, und der Gemeinde ob. Das daneben stehende, vom Staate zu erhaltende, Pfarrhaus gewährt eine schöne Aussicht. Das Rathhaus ist gut eingerichtet. Das Schulhaus hat die Gemeinde 1825 erbaut; der Bau eines zweiten ist im Werke.

Der Boden, meist kiesiger Sand, liefert Werk- und Mauer-Steine, ist von mittlerer Fruchtbarkeit und erfordert eine gute Bedüngung. Der Nahrungsstand ist gut beschaffen. Mais und Bohnen werden in der Brache viel gebaut. Der Flachs geräth gut; das Getreide-Erzeugniß reicht aber für den Bedarf des Ortes nicht hin. Wiesen, die gutes Futter liefern, sind hinreichend vorhanden. Der Obstbau ist von Bedeutung, obwohl auch hier die Blüthe nicht selten durch Frost leidet. Früher war auch einiger Weinbau hier. Die Rindviehzucht ist von großem Belang; die Stallfütterung längst eingeführt und auch die Gülle-Einrichtung gut. An Gewerben verdienen vornemlich ein Seiler, der bei einem jährlichen Verbrauche von 200 — 300 Ctr. Hanf sein Gewerbe etwas im Großen betreibt, und 6 – 8 Frachtfuhrleute, welche Handelsgüter auf den Straßen zwischen Augsburg, Heilbronn und Mannheim führen, sowie 2 Ziegler und 1 Mahlmühle Erwähnung. Wenn die Feldgeschäfte stille stehen, arbeiten 8 – 9 Schnellwebstühle für die Fabriken in Jebenhausen.

Außer Siegenberg hat die Pfarrei kein Filial. Das Patronat ist königlich. An der auch für das Filial gemeinschaftlichen Schule stehen ein Schulmeister und ein Gehülfe. Eine Industrieschule wurde 1841 gegründet. Als neuere Stiftungen sind auszuheben: die des J. G. Bäuerle im Canton Neufchatel von 550 fl. für milde Zwecke, und die des Fin. K. Assessors Ötinger von 100 fl. zu Errichtung einer Kleinkinderschule. Der Begräbnißplatz liegt um die Kirche her. Reichenbach hatte einst eine Badstube, zu welcher noch 1582 fünf andere Orte hielten.

b) Siegenberg, W. mit 30 evangel. Einw., westlich 1/4 St. von Reichenbach gelegen. Er besteht aus 5 Häusern, hat keine eigene Markung und war stets mit Reichenbach verbunden. Im J. 1524, wo noch „der Siegenberg“ theils an die Gemeinde Reichenbach, theils

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_274.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)