Seite:OAGöppingen 301.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Staat zu erhalten. Das zugleich zum Rathhaus bestimmte Schulhaus hat die Gemeinde 1822 erbaut. Der Vermögensstand der fleißigen Einwohner ist nur mittelmäßig. Die Stallfütterung besteht schon längst. Flachs, welcher besonders geräth, und Hanf werden viel gepflanzt. Die Wiesen liefern gutes Futter. Die wenigen Weinberge werden mehr und mehr ausgerodet; dermalen stehen noch 21/8 M. im Ertrag. Das Kernobst geräth; edlere Sorten sind aber selten. Die Rindviehzucht gestaltet sich allmälig auch zu einem Hauptnahrungszweige; die Schafzucht ist aber weniger bedeutend. Von selteneren Gewerben können blos 1 Feldmesser, 1 Blättersetzer, 1 Beutelmacher und 1 Messerschmied genannt werden. Die zahlreichen Weber arbeiten nur noch für Fabriken um den Lohn. Eine Ziegelhütte steht 1/4 St. vom Orte nahe an der Fils.

Die Pfarrei hatte nie Filialien. Das Patronat ist königlich. An der Schule stehen ein Schulmeister und ein unabhängiger Gehülfe. Sie wurde schon 1562 (wo der Ort 55 Wohnhäuser und 250 Communicanten zählte) gegründet. Eine Strick- und Näh-Schule wurde 1828 errichtet. Der Begräbnißplatz liegt um die Kirche her.

Hochdorf wird erstmals 1199 genannt, wo das Kl. Adelberg ein Gut in Hohetorf gegen ein solches zu Holzhusin an das Kloster St. Georgen abgibt (S. auch Betzgenried S. 156.) Nach gabelkhover’schen Notizen soll der Ort schon 1300 dem Göppinger Bürgergeschlechte Wernzhäuser gehört haben, und nach Steinhofer (II. 963) trat Wernher Wernzhäuser dasselbe 1454 an Württemberg ab und erhielt dagegen das, was dieses in Klein-Eislingen (S. 259) besaß. Es kann jedoch dießfalls nur die Vogtei und Grundherrlichkeit gemeint seyn, da die Hohheit über Hochdorf wohl schon mit Kirchheim erworben worden war. An den grundherrlichen Rechten hatten aber auch noch einige Edelleute Theil. Pfaff Heinrich von Reicheneck vermacht dem Kl. Kirchheim das Gut, das genannt ist der von Wildenau Gut. Adelberg kaufte 1410 einen Hof von Wolf von Zillenhardt. So besaßen denn 1524 Württemberg 3 Höfe, 9 Lehengüter und die Mühle; die St. Barbara-Pfründe in Kirchheim 2 Höfe und 1 Lehen; unser Frauen Caplanei daselbst 1 Lehen; die Caplanei Notzingen 1 Lehengut; eine Caplanei im Kl. Kirchheim 1 Lehen, und dieses selbst 1 Lehen und sonstige Rechte; das Kl. Adelberg endlich 1 Lehen und 2 Sölden. Auch die Hospitäler Eßlingen und Kirchheim hatten damals schon seit langer Zeit einige Lehengüter. Über alle Güter aber hatte Württemberg die Hohheit und Vogtei. Hochdorf wurde, wie oben S. 95 erwähnt, 1485 vom Amtsverbande Kirchheim getrennt und Göppingen einverleibt, durch das Gesetz von 1842 aber wieder an Kirchheim zurückgegeben.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_301.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)