Seite:OAGaildorf 020.png

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sowie dadurch ausgezeichnet, daß sie unter dem Keuper-Gyps lagern. So stehen sie z. B. am rechten Ufer des Kochers zwischen Münster und Gaildorf zu Tage, wo bei dem Vitriolbergwerk wenige Fuß über dem Kocherspiegel die schwarzblauen Schieferthone mit Vitriolschiefereinlagerungen abgebaut werden, welche in der Richtung gegen Eutendorf ein ziemlich regelmäßiges Flötz bilden. Sehr deutlich sind die Lagerungsverhältnisse bei dem sogen. Lohhaus oberhalb Kleinaltdorf, wo die Kalk- und Thonmergel der Lettenkohle unmittelbar auf Muschelkalk lagern, dann bei Kleinaltdorf selbst in der Nähe der Rudolphsmühle und in einem Steinbruch zu Obersontheim, unterhalb des Dorfes. Wo die Thon- und Kalkmergel sehr entwickelt sind, da fehlen gewöhnlich die Sandsteine und umgekehrt. Letztere, die Lettenkohlensandsteine, stehen aber sehr schön entwickelt zu Tage bei dem Gasthause zur Sonne in Obersontheim, im obern Theile des Dorfes. Sie sind hier von gelblich- oder grünlich-grauer Farbe, feinkörnig, nach oben plattenförmig, nach unten in 2–3 Fuß mächtigen Bänken abgelagert, oft mit ausgezeichnet wellenförmigen Schichtflächen versehen, und enthalten rundliche oder linsenförmige Knauern eines sehr harten kalkigen Sandsteins von mehreren Cubikschuhen Inhalt, wodurch nicht selten die schönsten Werksteine unbrauchbar gemacht werden. Einzelne Zwischenschichten sind reich an schwarzem Glimmer und kohligen Ausscheidungen, andere sind vorherrschend thonig.

Von Versteinerungen trifft man nur sparsame Trümmer aus dem Pflanzenreich, nämlich Calamites arenaceus und Equisetum columnare. Die Schieferthone und Alaunschiefer von Gaildorf dagegen enthalten außer diesen sehr schöne Exemplare von Taeniopteris vittata, ferner Schädel, Zähne und Knochen von Mastodonsaurus salamandroides Jaeger, Nothosaurus und Zanclodon laevis Plien.; eine sehr zierliche Anodonta, einer Tellina ähnlich, so wie eine neue Art von Arca, die Kalkmergel führen Lingula tenuissima und in Gesellschaft von Kalksteinen erscheinen zwei Linien dicke Schichten jener Knochenbreccie, welche bei Bibersfeld und Crailsheim so sehr entwickelt ist und außer den Überresten von Mastodonsaurus auch Zähne von Nothosaurus und zahlreiche Schuppen und Zähne von Fischen enthält.

Zu näherem Verständniß folgen hier einige Durchschnitte aus dem Muschelkalk- und Lettenkohlengebiet:

1) Kalksteinbruch hinter Kleinaltdorf:

Ackererde 1′
Blauer Letten 11/2
Gelber Thonmergel 4′
Harter Kalkmergel 1′
Grauer Thonmergel 3′
Sandige Zahnbreccie 5–9‴
Blauer Zellenkalk, in dessen Höhlen Gypsausscheidungen 10′
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 020. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_020.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)