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Hienach kämen durchschnittlich im Bezirk auf

einen Einwohner 436 fl. 08 kr.
eine Familie 2140 fl. 16 kr.

Das zur Besteuerung von 1850/51 fatirte, wohl meistens im Oberamte selbst angelegte Vermögen an ausgeliehenen Privat-Capitalien der ortsanwesenden Bevölkerung beträgt einschließlich des von der Steuer gesetzlich befreiten 1.167.268 fl. (Im Oberamt Hall betrug es 1845/46 3.213.679 fl., im Oberamt Welzheim 1842/43 – 1.426.690 fl.) Das bei der vaterländischen Mobiliar-Feuerversicherungs-Gesellschaft versicherte Vermögen belief sich Ende 1851 auf 685.757 fl., worunter 314.937 fl. in der Oberamtsstadt.

Die Vermögensverhältnisse und das Auskommen der Einwohner stehen im Allgemeinen etwas unter der Mittelmäßigkeit, und es hat die Armuth in den letzten Jahren zugenommen. Jene Verhältnisse halten ungefähr das Gleichgewicht mit denen in den Oberämtern Welzheim und Ellwangen, mit welchen sie auch die vorherrschende Waldwirthschaft und zum Theil auch die Bodenverhältnisse gemein haben; besser stehen die Einwohner des Oberamtes Hall. Auch sonst lehrt die Erfahrung, daß der größere Waldbesitz hinsichtlich der Production öfter zu hoch angeschlagen wird und weniger als eine geordnete Felderwirthschaft zum Wohlstand führt, besonders wenn nicht vorzugsweise auf Gewinnung von Nutz- und Bau-Holz Bedacht genommen und dessen entfernterer Absatz erleichtert wird, wozu in diesem Bezirk die nicht schwierige Floßbarmachung des Kochers das Mittel werden könnte.

Der Privatwohlstand ist verhältnißmäßig am Höchsten in den Gemeinden Mittel- und Ober-Fischach, in Ödendorf und Michelbach, in Eschach, Ruppertshofen, Ober-Gröningen und Vordersteinenberg; am Niedrigsten in Hausen, Unter-Gröningen, Altersberg und Gschwend, sodann in Hütten, Laufen, Sulzbach und theilweise in Ober-Roth und Vichberg. Die Bewohner einiger der letztgenannten Gemeinden sind erst in neueren Zeiten herabgekommen. Die gedrückte Lage der überwiegenden Mehrzahl aber erklärt sich aus dem geringen Ertrag des das eigene Getreidebedürfniß nicht immer hervorbringenden Bodens; aus der seitherigen sehr starken Belastung mit grundherrlichen Leistungen aller Art, wozu seit 40 Jahren hochgestiegene Umlagen für Straßenbau, Armen-Versorgung und für andere Zwecke der Amts- Gemeinde- und Stiftungs-Pflegen kamen; aus dem Mangel einer eigentlichen Gewerbs-Industrie; aus dem vor 15 bis 20 Jahren eingerissenen Schwindel vieler Weniger-Bemittelten, zersplitterte Hofgüter zu hohen Preisen auf Credit (Zieler) zu kaufen, und aus der stark angewachsenen Bevölkerung, deren Hauptnahrung die Kartoffeln bildeten, welche seit mehreren Jahren mißrathen sind.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 048. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_048.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)