Seite:OAGaildorf 053.png

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Die Dungstätten sind im Allgemeinen flache Gruben, ohne alle Kunst und Berechnung angelegt, auf welchen die verschiedenen thierischen Excremente selten gesondert werden. Häufig liegen sie auf der südlichen Seite und an Bächen, daher der Dünger von der Sonne ausgedörrt wird, die Jauche seenartige Pfützen bildet und bei Regen die Straßen durchläuft, so daß man bei Anschwellungen des Kochers diesen stets die ersten 8–12 Stunden von der aufgefaßten Jauche schwarzbraun gefärbt erblickt. Im Roththale jedoch kennt und übt man eine bessere Anwendung derselben, indem gewöhnlich die Wiesen, je unmittelbar nach einem Grasschnitte, damit bedüngt werden. Auch ist zu erwähnen, daß neuerer Zeit in Gaildorf 27, in Gschwend (bis 1825) 45, in Hütten (1821–1825) 35 in Eschach (bis 1836) 73 meist zweckmäßige Jauchengruben angelegt worden sind und daß in Hütten der Straßenkoth als Dünger gesammelt wird. (Landwirthschaftl. Corresp.-Blatt 1832, 1833, 1836.) Der Pferch kommt zur Wintersaat und auf die Wiesen. Auf dem Oberlande und dem Welzheimer Wald findet das Rasenbrennen (Kohlhaufen) bei schweren und nassen Böden Statt, wobei die Rasen über Nadelreisbüschel gelegt und diese sofort darunter angezündet werden. Nach solchem Brennen der Felder baut man auf ihnen Roggen, Gerste, Hirse und Kartoffeln. Auf nasse Äcker und saure Wiesen bringt man schon seit 70–90 Jahren Äscherich, der theils aus Seifensiedereien erkauft, theils von den Bauern auf dem Welzheimer Walde selbst aus ihren Pottaschesiedereien (sogenannten Salinhütten) gewonnen wird. Torfasche wird als Dungmittel zu Hanf und Kartoffeln von dem Ortsvorsteher Rupp zu Nardenheim seit mehreren Jahren vortheilhaft angewendet. Das Kalken findet auf den nassen Böden im Oberlande allgemein Statt, man rechnet 20–30 Schfl. Kalk zu 36–40 kr. auf den Morgen. Das hier schon seit 100 Jahren übliche Mergeln ist seltener geworden, nachdem es da und dort, namentlich im Oberlande, bis zum Ausmergeln damit gekommen war. Gyps findet seine Anwendung hauptsächlich nur im Roththale zum Klee, Hallerde von Wilhelmsglück hauptsächlich nur auf Kocherthalwiesen. Auch der Compost, worunter Hallerde gemischt wird, kommt als Besserungsmittel der Wiesen neuerlich in Aufnahme. 1

Rationell betriebene größere Wirthschaften sind nicht im Oberamtsbezirke. Als thätige umsichtige Landwirthe verdienen, außer dem schon erwähnten Rupp in Nardenheim, auch Schultheiß Horlacher in Ödendorf, der resignirte Schultheiß Horlacher in Hausen, der Gutsbesitzer und Rößlenswirth Dürr in Unter-Roth und der Rosenwirth Unger in Ober-Roth Erwähnung. Seit 1840 besteht ein landwirthschaftlicher Bezirksverein, dessen Hauptaugenmerk

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 053. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_053.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)