Seite:OAGaildorf 057.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und Fischach-Thale und bei Gschwend baut man auf Neubrüchen Hirsen und Linsen. Wälschkorn oder Mais wird in und um Michelbach und Geifertshofen angetroffen. Der Anbau von Futterkräutern, namentlich von rothem Klee, hat sich noch nicht sehr gehoben und findet sich besonders im Unterlande, wo auch Luzerne, Esparsette und Wicken, diese gewöhnlich unter dem Haber, vorkommen. Mehr hat sich in neuerer Zeit der Anbau von Stoppelrüben und Angersen aus dem Rems-Thale in’s Oberland herauf verbreitet. Sehr zur Nachahmung zu empfehlen wäre im ganzen Oberamtsbezirke das in besser cultivirten Gegenden stattfindende Einsammeln der Feldunkräuter zur Viehnahrung, welches hier um so mehr am Platz wäre, als die Felder so reiche Unkraut-Ernten darböten. Lein oder Flachs wird ausschließlich nur in den Waldgemeinden Ruppertshofen, Frickenhofen, Eschach, Vorder-Steinenberg, Gschwend und Altersberg gebaut. Manche Bauersfrau erlöst hier 150–200 fl. aus Flachs. In Hüttenbühl und Hinter-Linthal ist er vorzüglich; auch in Eichenkirnberg, wo er jedoch neuerdings nicht mehr gedeihen will, wird er gerühmt. Seit neuerer Zeit kommt der Rigaer Leinsamen sehr in Aufnahme; auf die Behandlungsweise dieser Gespinnstpflanze haben jedoch die neueren Fortschritte in der Kunst noch nicht eingewirkt. Die von den Fremden unter dem Namen „Welzheimer Flachs“ sehr gesuchte, meistens gute Waare, kommt im Herbst auf die Flachsmärkte von Gaildorf, Gschwend und Welzheim, wovon die beiden ersteren neuerdings den letzteren überragen. Das Abwerg wird auch in der Zwischenzeit von fremden Händlern in den Häusern aufgekauft. Hanf wird hauptsächlich nur im Unterland und für den eigenen Gebrauch gebaut. Hopfencultur ist allgemein eingeführt und als lohnend anerkannt, und es gibt wenige Dörfer und Weiler, wo sie nicht getroffen wird. Einzelne Güterbesitzer haben bis zu 2 Morgen bestockt. Namentlich ist sie in Vichberg von Bedeutung. Seit 1822 ist hierin Graf v. Waldeck zu Gaildorf mit gutem Beispiel vorangegangen. (Landw. Corresp.-Bl. 1826, II., 410. 1845, 1846 I., 262). Das jährliche Erzeugniß reicht durchschnittlich für das Hopfenbedürfniß sämmtlicher Bierbrauer des Oberamtes hin und die Güte steht dem bayerischen nicht nach. Von Ölgewächsen baut man hauptsächlich nur Reps in Oberroth und auf dem Schloßgute Waldeck, auch etwas in Ober-Fischach. Mit Madia sativa und mit Mohn sind in Michelbach kleinere glückliche Versuche gemacht worden. Erwähnenswerth ist auch, daß zu Ende des verflossenen Jahrhunderts bei Gaildorf Krapp und bei Ober-Sontheim Taback mit Erfolg gebaut wurde. (Prescher I., 26.) 1

Was die Ackerwerkzeuge betrifft, so bedient man sich im Oberamtsbezirke des gewöhnlichen doppelhäuptigen Beetpflugs mit hölzernem

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 057. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_057.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)